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Kienbergl Inzell



Kienbergl Inzell

Zuletzt aktualisiert: 09.09.2023, 15:19 Uhr

Kurzform
Kienbergl - einer der beiden Hausberge von Inzell. Der zweite ist der Falkenstein. Fährt man von Norden auf Inzell zu, fallen die beiden Berge sofort ins Auge. Der Kienbergl steht südlich des Ortes, westlich der Bundesstraße 305 und ist mit seinen 1071 Metern Höhe (Kreuzgipfel), kein Superberg. Auch der Ostgipfel ist nur wenig höher. Die Fernsicht vom Gipfelkreuz am Kreuzgipfel ist allerdings phantastisch, namentlich über Inzell mit seiner berühmten Eissporthalle hinweg nach Norden. Die zu gehende Höhe und die Aufstiegsstrecke erscheinen recht einfach. Der größte Teil verläuft aber auf dem Brennatsteig, einem Pfad, der es in sich hat. Er geht sehr steil und fast ausschließlich über Wurzel- und Steinstufen dahin, was sehr anstrengend ist. Das verlangt unbedingte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, so wie eine ordentliche Kondition. Wer davon Abstriche machen muss, für den wird es eine Qual sein und zudem mit der Gefahr von Stürzen verbunden. Die in Karten eingezeichneten Pfade für einen Rundweg mit Abstieg nach Schmelz zur Moar-Alm gibt es nämlich nicht, zumindest nicht mehr. Im Bild: Westansicht des Kienbergl mit dem Kreuzgipfel über Schmelz hinweg (Erstwanderung: 07.09.2023)

Hintergrundinfo
Inzell ist ein sehr bekannter Wintersportort, vor allem wegen der Halle für Eisschnelllauf und dem dafür angeschlossenen Leistungszentrum. Darüber wird fast vergessen, dass unmittelbar südöstlich von Inzell die Staufener Berge beginnen, die ein Teil der Chiemgauer Alpen sind. Damit hat auch der Sommersport in Form von Wandern und Bergsteigen große Bedeutung. Das Tal der Roten Traun erstreckt sich dort weit nach Süden, ehe mit der Wasserscheide zur Saalach die Berchtesgadener Alpen beginnen. Es sind einerseits die Staufenberge, andererseits die Ruhpoldinger Berge, die sich südlich von Inzell erheben. Nur der Teisenberg mit seinen 1333 Metern Höhe macht eine Ausnahme, er liegt ein gutes Stück nördlich ins Alpenvorland vorschoben.
Zwei klassische Hausberge stehen südlich von Inzell, beide untrennbar mit dem Ort verbunden: direkt hinter der Eissporthalle beginnt der Falkenstein, mit 1183 Metern der etwas höhere von beiden. Für Wandertouren ist er "arg hantig" würden die Einheimischen sagen. Es gibt zwar Routen aus Norden und aus Süden auf seinen Gipfel, aber sie sind nicht einfach zu gehen. Zudem ist der Berg gänzlich bewaldet. Sein westlicher Nachbar, der Kienbergl Inzell, ist nur unwesentlich niedriger. Er ist Teil des Gebirgsstocks "Zeller Kienberg" im Gegensatz zum "Kienberg" südlich der Staufener Gruppe. Der "kleine Kienberg" hat von Süden eine recht gute Wanderroute hinauf zu seinem Gipfelkreuz. Es steht nicht ganz oben, von dort besteht aber eine Superfernsicht nach Norden, namentlich über Inzell hinweg.
Auf einer Rundtour ab dem Ausgangspunkt Zwing verläuft die Strecke zum Ort Schmelz und auch über die Moaralm Inzell. Das alles sind die Zutaten für eine nicht besonders anstrengende, unvergessliche Wanderroute, so schien es nach der Papierform. Das mit der Rundtour und der Anstrengung kam aber dann ganz anders, als wir uns das gedacht haben. Auch "alte" Hasen erleben immer wieder etwas, womit sie nicht rechneten. Der "kleine" Kienberg ist also am Ende doch kein Spaziergang, sondern ein respektabler Wanderberg, den man nicht unterschätzen sollte.
Schwierigkeit:26.4leicht (<27.5)
Tracklänge:8,0 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:5:25 h*lang (>5 h)
Höhensumme:389 mgering (0-400 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
WWP Zwing Inzell731
Abzw. Brennatsteig766 0:210,82
Spitzkehre A (unten)856 0:321,36
Spitzkehre B (oben)918 0:260,70
Kreuzgipfel Kienbergl1071 0:411,12
Spitzkehre B (oben)918 0:401,12
Spitzkehre A (unten)856 0:230,70
Einmü. Forststraße766 0:301,36
WWP Zwing Inzell731 0:200,82

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe Staufengruppe. Das Wanderziel liegt westlich an der B 305, direkt nach Inzell. Karten: 1. Kompass Wanderkarte Nr. 14 (1:50000) "Berchtesgadener Land, Chiemgauer Alpen"; 2. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, "Chiemgauer Alpen Ost", 3. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro, bzw. TOPO Deutschland V7 Pro. Als alternative Route käme auch die Anfahrt auf der B 305 (Queralpenstraße) aus Ruhpoldung in Betracht.
Datum, Begleiter, Wetter
07.09.2023; Renate ist mit mir zusammen diese Tour gegangen. Am Aufstieg glaubten wir zunächst, wir wären an diesem Tag die beiden einzigen Wanderer. Dann aber kamen uns drei Personen entgegen, die mit dem Berg ebenso kämpften wie wir. Nach uns stiegen aber noch weitere zehn bis zwölf Personen auf, die alle recht konditionsstark erschienen. Eine Frau erzählte uns, sie würde mindestens einmal die Woche auf diesen Berg gehen. Es herrschte hochsommerliches Hochdruckwetter mit strahlend blauem Himmel. Die Temperaturen stiegen auf annähernd dreißig Grad. Dadurch, dass die Strecke ausschließlich durch Wald verläuft, war das kein Problem. Einen kühlenden Wind gab es nicht. Die Fernsicht war durch den leichten Dunst etwas behindert.
Erreichte Gipfel
Erreicht wird der Kreuzgipfel des Berges, der westliche der beiden Gipfel. Zu dem etwas höheren Ostgipfel kann man auf einer offiziellen Route nicht kommen. Dominanz besteht zum Falkenstein, dem östlichen der beiden Hausberge von Inzell. Er ist 1181 Meterhoch und steht 1.3 km entfernt. Die Schartenhöhe beträgt 430 Meter und liegt beim Bach, nahe Zwing. Das ist jedoch die Höhe zum östlichen Hauptgipfel, der aber üblicherweise kein Ziel von Wanderungen ist. Der Kreuzgipfel hat ein Gipfelkreuz aus Holz mit einem Gipfelbuch. Zudem gibt es dort einen kleinen Holztisch und zwei einfache Ruhebänke, aber insgesamt wenig Platz über der mehr als hundert Meter hohen, senkrechten Nordwand.
Alm(en), Hütt(en):
Moaralm (Inzell), Andere Hütten oder sonstige Gebäude gibt es am Berg direkt nicht. Im Süden liegt die Moar-Alm, im Westen der Ort Schmelz an der B 305, sowie im Osten Zwing, ein ehemaliger Gasthof.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Zwing an der B 305 (gebührenpflichtig: 5 €, mit Münzen 2-2-1 € oder mit Karte zu bezahlen). Anfahrt PKW: A8 München nach Salzburg, Ausfahrt 112, Traunstein/Siegsdorf, dann B 308 durch Inzell und Einmündung in B 305 nach Süden. Adresse: Zwing Plattensteig, D-83334 Inzell. Koordinaten: N = 47.741313, E = 12.751469; Geographische Daten: N = 47°44'28.7'', E = 12°45'05.3''; UTM-Daten: Z = 33T, E = 331436, N = 5289997; Gauß-Krüger: R-E = 4556464.441, H-N = 5289496.179; Ausgangshöhe = 731 Meter. Der Ausgangspunkt ist auch mit einem öffentlichen Bus zu erreichen. Am ehemaligen Gasthof Zwing befindet sich eine Haltestelle.
Die Tour beginnt mit einem Marsch ab dem Wanderparkplatz Zwing auf der von Anfang an ordentlich ansteigenden Forststraße, die sich in etlichen Kurven nach oben schlängelt. Links und rechts sind Forstarbeiten zu sehen. Später wird die Strasse etwas flacher und auf Höhe der Abzweigung fast eben. Nach gut 800 Metern kommt die Abzweigung des Brennetsteiges im spitzen Winkel nach rechts. Er lässt von Anfang an erkennen, dass wir uns auf einem Steig der Kategorie "mittelschwer" (rote Markierung, auch T3, schmal, sehr steile und absturzgefährdete Passagen) befinden. Er verläuft erst ein längeres Stück nach Westen und macht dann eine erste Kehrtwende nach Osten. Irgendwann taucht eine einfache Ruhebank auf, sehr willkommen für eine erste kurze Pause. Nach einem weiteren Stück mit vielen Stufen kommt die zweite Kehrtwende. Dort weist uns ein alter Wegweiser aus Holz den Weg hinauf zum Kreuzgipfel. Eine halbe Stunde ist noch zu gehen (für gute Geher), es ist der Weg Nr. 28. Anschließend erhöht sich die Steilheit nochmals deutlich. Kurz vor dem Gipfel passiert man eine rudimentäre Kreuzung, wobei es die angedeuteten Steige in Richtung Ostgipfel und nach Westen zum Abstieg nach Schmelz eigentlich nicht mehr gibt, auch wenn das anderswo so beschrieben ist. Der Rückweg erfolgte dann notgedrungen auf der gleichen Strecke bis zum Parkplatz. Um aber doch noch zur Moar-Alm zu kommen (des Hungers wegen) fuhren wir - so quasi im Anschluss an die Wanderung - mit dem Auto um den Bergstock herum nach Schmelz, parkten im Ort und gingen zu Fuß die verbleibenden zehn Minuten Strecke, vorbei an dem super aufgerüsteten Spielpark für Kinder, zur besagten Alm.
Anmerkungen:
Von der Papierform schien die Sache klar: "Kienbergl", das ist der kleine Bruder des Kienbergs, den es in der Nähe tatsächlich gibt. Es war davon auszugehen, dass für diese Wanderung im Allgemeinen nicht mehr als drei Stunden gebraucht würden und die Höhendifferenz auf den nur 1071 Meter hohen Gipfel kaum mehr als 400 Meter betragen würde. Es hätte ein Rundweg werden sollen bei dem dann auch der Besuch der Moar-Alm dabei gewesen wäre - so wünschen sich Senioren und andere, weniger ambitionierte Personen das. Aber dann kam einiges ganz anders. Der Rundweg war nicht möglich, da die Wege nur in Karten existierten - davon in mehreren. In Wirklichkeit musste also der Aufstieg zum Abstieg werden, die Moar-Alm lag damit sehr weit weg. Die Kerntour endete somit früher als vorgesehen. Aber die Moar-Alm wollten wir nicht auslassen. Deshalb fuhren wir anschließend um den Berg herum und gingen von Schmelz aus den nur noch kurzen Weg zur Alm zusätzlich. Gründe für diesen Verlauf waren der äußerst anstrengende Auf- und auch Abstieg der fast nur über Wurzeln und Steinstufen führte und für uns Senioren sehr anstrengend und zeitraubend war. Der Zeitplan lief völlig aus dem Ufer. Zudem forderte der Berg seinen Blutzoll von mir in Form eines Sturzes mit zerkratztem Kopf und Schulter. Die Lehre daraus als Empfehlung für andere: mehr Zeit als üblich einplanen, eine gute Kondition aufweisen und absolut schwindelfrei und trittsicher sein. Wer davon Abstriche machen muss, kann eine zeitweise Quälerei nicht verhindern, natürlich auch mit steigender Gefahr eines unliebsamen Bergunfalls durch Sturz. Personen, die mit diesen Eigenschaften kein Problem haben, erleben es als eine Bergtour mit dem unvergleichbar schönen Fernblick über Inzell hinweg. Zudem ist eine Anfahrt mit dem Bike bis zum Beginn des Brennatsteiges möglich. So wie wir gesehen haben, nutzten auch etliche Personen das.

Bilder zur Wanderung

Das Höhenprofil zeigt ganz typisch den Auf- und Abstieg auf einen steilen Berg. Wegstrecken über nicht so steiles Gelände gibt es kaum.

Sehr schönes Gipfelkreuz auf dem Kienbergl. Platz ist nicht viel, aber man kann sich hinsetzen. Und ein Gipfelbuch hat es natürlich auch.

Der Aufstieg beginnt auf einer Forststraße, auch nicht flach.

Abzweigung des Brennatsteiges von der Forststraße. Es ist von Anfang an klar, dass es nunmehr "bergauf" gehen würde.

Viele Steinstufen sind zu überwinden. Seilsicherungen gibt es nicht.

Ebenso führt der Weg über teilweise recht hohe Wurzelstufen. Manchmal braucht man alle Viere.

Ein alter Wegweiser ist noch vorhanden. Die Zeit gilt aber nur für starke Wanderer.

Erster Blick nach unten, er gilt der bekannten Eisschnelllaufhalle.

Ortskern von Inzell mit der Kirche.

Blick in den Kessel, in dem Inzell liegt. Er bildet gleichzeitig das nach Norden offene Tal der Roten Traun.

Der Teisenberg im Norden macht eine Ausnahme. Als einzeln stehender Bergstock ist er weit nach Norden vorgeschoben.

Ansicht des Kienbergl aus Süden. Links ist der Kreuzgipfel zu sehen, rechts der etwas höhere Ostgipfel. Er hat aber für Wanderungen keine Bedeutung.

Blick auf den neu angebauten Nordgiebel der Moar-Alm Inzell. Dort sind u.a. die Toiletten untergebracht. Sitzmöglichkeiten für Wanderer finden sich rund um das Haus.

 

 

 

 

 

 

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