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Gedererwand



Gedererwand

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 17:18 Uhr

Kurzform
Gedererwand - der abweisende und auch unterschätzte Gipfel im Gebiet der Kampenwand. Man könnte ihn als den garstigen Nachbarn bezeichnen, der aber trotzdem seine Freunde hat. Aus Versehen steigt niemand zu dieser Wand auf, es kommen nur Liebhaber zu seinem Gipfel. Wer einmal dort oben war, wird davon schwärmen, vor allem von der Ruhe und dem Fernblick. Im Bild: Südflanke der Gedererwand. Der kleine Kamm zwischen den beiden Gipfeln ist etwas flacher als die übrige, felsige Wand. Die nicht sichtbare Nordwand ist noch steiler (Erstwanderung: Juli 2012; aktualisiert: April 2020)

Hintergrundinfo
Die Gedererwand ist ein Nachbarberg zur Kampenwand, nördlich vorgelagert und etwa 250 Meter niedriger. Damit fällt sie aus großer Entfernung, etwa vom Chiemsee, nicht so auf. Aber sie steht ihrer großen Schwester in der technischen Anforderung hinsichtlich Besteigung nicht viel nach.
Was den Anmarsch angeht, liegt sie deutlich abseits der Hauptrouten und deshalb gehen wohl auch nur wenige Wanderer zu ihr hinauf. Egal ob man in Aigen (Hintergschwendt) oder Kohlstätt (Aschau) beginnt, es geht auf die Kreuzung am Roßboden hinauf. Der einzige Zugang zur Wand selbst beginnt dort und der ist schlecht genug zu finden. Trittsicherheit ist auf jeden Fall erforderlich wenn man die steile, aber bewaldete Nordwand kreuzt. Auf dem Gipfel gibt es dann natürlich beste Fernsicht, genauso wie von der Kampenwand aus.
Ansonsten wird aber auch diese Tour nur ein Nebenziel zu den Orten sein, die man nördlich der Kampenwand sonst noch ansteuern möchte, namentlich einige Einkehrhütten wie die Steinlingalm, die Schlechtenbergalm oder die Gorialm. Wer mit der Seilbahn hochkommt, der wird sie bestimmt nur aus der Ferne betrachten.
Schwierigkeit:48.0anstrengend (>40)
Tracklänge:18,6 kmlang (>15 km)
Wanderzeit:5:15 h*lang (>5 h)
Höhensumme:967 mgroß (>800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Parkplatz Kohlstätt, Aschau709
Sattel oberhalb der Maisalm949 0:35
Sattel Roßboden1301 1:00
Gipfel Gedererwand1398 0:45
Sattel Rossboden1301 0:40
Sultensattel1402 0:25
Schlechtenberger Alm bzw. Gorialm1264 0:25
Sattel oberhalb der Maisalm940 0:30
Sameralm995 0:15
Maisalm920 0:15
Parkplatz Kohlstätt, Aschau709 0:25

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe Chiemgauer Berge, nördlich der Kampenwand. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 10 Chiemsee, Chiemgauer Alpen; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Chiemgauer Alpen West, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
31.07.2012; Alleingang. Am Aufstieg zum Rossboden traf bzw. sah ich noch etliche andere Wanderer. Die Strecke zur Gedererwand musste ich mir mühsam alleine suchen. Am Gipfel hatten sich vor mir noch drei andere Personen eingefunden. Nachgekommen ist keiner mehr. Auf den übrigen Streckenteilen bewegten sich deutlich mehr Personen, vor allem im Nahbereich der Kampenwandbahn und auf der Schlechtenberg- und Gorialm. Auch der leicht zu gehende Sulten hat im Allgemeinen wenig Besuch. Es herrschte an diesem Tag schönes Sommerwetter mit malerischem, weiß/blauem Himmel und insgesamt angenehmen Temperaturen. In den Waldpassagen war es sogar recht kühl. Trotzdem floss am Aufstieg ordentlich Schweiß. Durch stärkeren Dunst war die Sicht leider etwas begrenzt, was besonders am Gipfel auffiel. Von dort hätte man aufgrund der Topografie ansonsten beste Sicht auf den Chiemsee und in das übrige Alpenvorland. Auch die weiter östlich stehenden Gipfel sind sehr gut zu sehen.
Erreichte Gipfel
Der höchste Punkt der Tour liegt auf dem Ostgipfel der Gedererwand mit 1398 Meter.
Alm(en), Hütt(en):
Schlechtenberg Alm, Gorialm, Sameralm, Maisalm, Abgesehen von den Einrichtungen der Lifte sind weitere Gebäude nicht anzutreffen. Am Liftstüberl selbst ging ich auf dieser Tour vorbei. Erst bei einer späteren Wanderung kehrte ich dann dort ein.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Maisalm, Kohlstatt, Aschau. Adresse: Kohlstattweg 17, D-83229 Aschau . Koordinaten: N = 47.775542, E = 12.334649; Geographische Daten: N = 47°46'32.0", E = 12°20'04.7"; UTM-Daten: Z = , E = 300322, N = 5294793; Gauß-Krüger: R-E = 4525187.719, H-N = 5293082.630. Alternativ könnte man die Tour aber auch vom Parkplatz Aigen in Hintergschwendt beginnen. Die Anfahrt nach Aschau Bahnhof ist mit dem ÖPNV möglich. Allerdings ist dann noch eine gewisse Strecke zu Fuß erforderlich, um zu dem Ausgangspunkt für diese Tour zu kommen. Mit Rollstühlen oder Kinderwägen ist die Strecke nicht zu bewältigen. Es führt jedoch eine sehr gute Versorgungsstraße bis hinauf zur Steinlingalm. Ich gehe aber davon aus, dass das wegen der großen Entfernung nicht in Betracht kommt.
Vom Parkplatz aus geht die Strecke auf der asphaltierten Straße durch den Lochgraben bergauf. Kurz vor der Maisalm beginnt dann die Schotterstraße. Sie führt vorbei an dieser Alm zum nächsten, großen Kreuzungspunkt. Dann verläuft die Route (Nr. 202) geradeaus weiter auf der Route, später kommen noch andere Nummern in Richtung Rossboden hinzu. Es gibt einige kurze Abkürzungen, die man aber nicht machen muss. Oberhalb des Marterls "Zu unserer Lieben Frau" biegen wir links ab und den etwas sperrigen Steig hoch. Am Roßboden muss an den Zaun überqueren und ostwärts zur Gedererwand gehen. Nach der Rückkehr zum Roßboden folgt der Aufstieg um den Sulten herum in Richtung Steinlingalm bis zum Sultensattel. Dort beginnt der Abstieg auf der Versorgungsstraße bis zur Schlechtenberger Alm bzw. zur Gorialm und dann weiter Fahrstraße bis zum Sattel oberhalb der Maisalm. Alternativ könnet man auch kurz vor dem Liftstüberl nach rechts gehen und den Westhang des Sulten kreuzen. Nach dem Marterl zu unserer lieben Frau trifft man dann wieder auf den Aufstiegsweg. Ich hab noch den Aufstieg zur Sameralm angeschlossen, ehe es über die Maisalm dann wieder zurück ins Tal ging. Auf dem Querweg vom Roßboden zum Gipfel mündet ein kaum sichtbarer Steig ein, der von der Hinteren Rottauer Alm hochkommt. Auf dem Rückweg bin ich versehentlich ein Stück darauf gelaufen, hatte aber Glück, dass es noch eine weitere Verbindung zurück zum Roßboden gibt. Ansonsten muss man sich darauf einstellen, nach Orientierungssinn weglos durch das Gelände gehen zu müssen.
Anmerkungen:
Die Gedererwand steht eindeutig im Schatten der Kampenwand: sie ist erheblich niedriger, liegt etwas abseits und man kommt nicht zwangsläufig daran vorbei. Aber sie hat es in sich. Das zeigte sich bereits an der Abzweigung am Roßboden, bei der ein Schild am Wegweiserpfosten fehlt (vielleicht soll das bedeuten, dass diejenigen für es Bedeutung haben könnten, es aber gar nicht brauchen). Der zu gehende Pfad ist schlecht zu finden, die Markierungen sind verblasst. Und es geht ständig bergauf, bergab über alle möglichen Hindernisse bis zum Gipfel. Es ist also ohne Zweifel eine Tour für Liebhaber, die im Gelände gut zurechtkommen. Was nicht nur auf dieser Tour auffällt: die vielen bewirtschafteten Almen und Hütten; diesmal habe ich davon vier Stück besucht. Drei dieser vier Almen liegen an gut frequentierten Stellen, die Sameralm nicht. Letztere hat aber seit einigen Jahren geschlossen. Einer Brotzeit wegen braucht man daher nicht dorthin zu gehen. Wer das erste Mal im Gebiet der Kampenwand unterwegs ist, sollte sich erst einmal die Königin selbst vornehmen. Wenn er dann das Gebiet kennt und sich auf weiteren Touren Ruhe wünscht, dann stehen die anderen Strecken an: Gedererwand, Sulten, Haindorfer Berg (siehe Nachbarwanderungen).

Benachbarte Wanderungen

Haindorfer Berg
Haindorfer Berg

Haindorfer Berg - der Dornröschenberg nördlich der Kampenwand. Am steilen Westaufstieg hat man arg mit Gestrüpp und umgestürzten Bäumen zu kämpfen. Kaum jemand wagt sich dort durch. Dann aber hat man eine wunderbare Fernsicht und einen recht bequemen Abstieg über die Weideflächen der Sameralm.

Sulten
Sulten

Sulten - ein recht unbekannter Nachbar der Kampenwand. Von ihm aus kann man das Alpenvorland mit dem Chiemsee aber bestens überschauen - und auch zur Wand selbst hat man einen sehr guten Blick. Der Aufstieg vom Sultensattel ist recht einfach. Spannender ist der Weg aber vom Roßboden aus.

Reifenberg
Reifenberg

Reifenberg - einer der vielen Vorbergbuckel zur Kampenwand. Die Rundwanderung ab Unterbergham beginnt im Tal und geht dann moderat bergauf. Die Strecke ist zwar technisch nicht schwierig, aber doch recht lang. Dafür bietet sie viele Ausblickmöglichkeiten auf den Chiemsee. Und um die Wanderverpflegung muss man sich auch nicht sorgen. Zwei respektable Gasthäuser stehen am Weg durch das abwechslungsreiche Gelände.

Erlbergkopf
Erlbergkopf

Erlbergkopf - vom Haindorfer Berg aus ist der Vorberggipfel nördlich der Kampenwand direkt gegenüber zu sehen. Mit seinen etwas mehr als 1100 Meter Höhe zeigt er sich dafür aber doch recht respektabel. Er eignet sich für eine Rundtour mit Ausgangspunkt in Adersberg, Rottau oder vom Wanderparkplatz Aigen. Von der Weissenalm aus geht es weglos über die Weide bergauf und drüben über die Vockalm wieder herunter bzw. umgekehrt, je nach Richtung der Runde.

Almentour Rottau
Almentour Rottau

Auf den Höhen westlich von Grassau und Rottau gibt es viele Almen, etliche davon zur Bewirtung für Wanderer geöffnet. Was liegt näher, als einige davon in einer Rundwanderung zu besuchen. So entstand die "Almentour Rottau". Sie beginnt mit dem Aufstieg entlang des Rottauer Baches, wechselt dann nach Osten zur Moieralm, geht hoch zum Staffn, runter zur Staffnalm und führt über die Rachlalm und Hefteralm wieder zurück. Die Strecke ist nicht ganz kurz und erfordert auch sonst Kondition zur Einkehr in vier Almen.

Kampenwand
Kampenwand

Kampenwand - der mächtige, unverwechselbare, vielzackige Bergstock südlich des Chiemsees. Rund um dieses Felsmassiv gibt es viele Wanderstrecken zu benachbarten Bergen. Die wichtigste Aufstiegsroute geht von der Steinlingalm nach Norden zum Gipfelkreuz. Aber dort ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig. Ansonsten ist die Tour von einigermaßen erfahrenen Wanderern zu meistern. Als Aufstiegshilfe nehmen viele die Seilbahn ab Aschau und die meisten davon bleiben an der Steinlingalm hängen.

Hochplatte (Chiemgau)
Hochplatte (Chiemgau)

Die Hochplatte ist ein klassischer Pyramidenberg östlich der Kampenwand, also im Chiemgau (es gibt Berge mit diesem Namen auch noch anderswo). Durch die allseitig steilen Wände wird sie bestimmt nur von Bergliebhabern besucht. Nach einem doch recht langen Anstieg bietet sich am Gipfel eine grandiose Fernsicht (am Wandertag hatte es allerdings immer wieder Wolken). Die weniger ambitionierten Menschen tummeln sich eher an der Kampenwand oder weiter unten auf der Staffnalm.

Bilder zur Wanderung

Gipfelkreuz der Gedererwand. Es ist aus Holz, recht groß und muss mit Seilen gut gesichert werden. Es sind nur einige wenige Wanderer, die diesen etwas abweisenden Berg besuchen. Diese machen es sich nach dem Aufstieg aber mit einer Brotzeit und einem Bier recht gemütlich.

Gipfelkreuz der Gedererwand. Es ist aus Holz, recht groß und muss mit Seilen gut gesichert werden. Es sind nur einige wenige Wanderer, die diesen etwas abweisenden Berg besuchen. Diese machen es sich nach dem Aufstieg aber mit einer Brotzeit und einem Bier recht gemütlich.

Aus Norden wirken die senkrecht abfallenden Wände der Gedererwand noch mächtiger als sie tatsächlich sind. Stolz kann man seinen Freunden verkünden: "dort oben war ich schon". Man muss ja nicht dazu sagen, dass der Aufstieg von der anderen Seite aus nicht soo schlimm ist. Schwindelfreiheit braucht man natürlich schon.

Im Osten steht die Hochplatte (Chiemgau), der pyramidenförmige Berg schlechthin. Der Nordaufstieg (links entlang des Kammes) ist ebenfalls eine wunderschöne Tour. Der Aufstieg beginnt allerdings schon weiter im Osten.

Da steht sie, die Kampenwand von der Gedererwand aus gesehen. Aus dieser Perspektive ist ganz besonders deutlich der lange Kamm mit den vielen Spitzen und Zacken zu erkennen. Kein Wunder, dass das auch aus großer Entfernung aus dem Tal eine sehr markante Kulisse ist. Der Nordaufstieg ist in der Bildmitte zu sehen, rechts liegt Steinlingalm.

Eine junge, fröhliche Wanderin besucht das neu renovierte Marterl "Zu unserer Lieben Frau" am Aufstieg zum Roßboden. Für etwas größere Kinder kommt der Aufstieg durchaus in Betracht, sofern sie daran Spaß haben. Der Gang zur Gedererwand wird in diesem Alter allerdings kaum drin sein.

Am Aufstieg lassen wir die Maisalm noch "links liegen"; am Rückweg kehren wir natürlich ein. Alles andere wäre unverzeihlich. Sie hat fast das ganze Jahr geöffnet.

So stellt man sich ein Almgelände vor: unten die Schlechtenbergalm, darüber die Gorialm. Solche Blicke tragen ganz bestimmt auch zu der Beliebtheit des Gebietes um die Kampenwand bei.

 

 

 

 

 

 

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