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Breitenstein Chiemgau



Breitenstein Chiemgau

Zuletzt aktualisiert: 14.07.2022, 17:39 Uhr

Kurzform
Breitenstein Chiemgau - eine Tour mit zwei Gesichtern zu dem Grenzberg Bayern/Tirol: einfacher Aufstieg auf guten Straßen und Versorgungswegen bis zur Wirtsalm, dann der steile, holprige Steig zum Gipfel durch Latschengassen. Im Bild: Blick aus Osten auf die beiden Nachbarberge Breitenstein (links) und Geigelstein mit dem großen Kessel und dem breiten Tal dazwischen (Erstwanderung: September 2016; aktualisiert: Mai 2020)

Hintergrundinfo
Der Breitenstein ist der südliche Nachbar des bekannten Geigelsteins. Dabei ist der Zusatz "im Chiemgau" erforderlich, da es einen weiteren Breitenstein auch noch im Mangfallgebiet gibt. Zudem ist der Breitenstein auch noch Grenzberg zwischen Bayern und Tirol. Zusammen mit dem Weitlahnerkopf im Norden und dem Rudersburg im Süden bilden diese Vier eine Kette recht respektabler Berge westlich des Tals der Tiroler Achen (siehe Nachbarwanderungen).
Die Kette erreicht man entweder aus Osten (Ettenhausen, Schleching) oder aus Westen (Sachrang). In jedem Falle sind es ausgedehnte Touren, die durchaus Kondition erfordern. Den Aufstieg zum Breitenstein startete ich in Ettenhausen und ging das Tal zwischen Breitenstein und Geigelstein hoch. Es ist ein recht beliebtes Wandergebiet mit etlichen Einkehrmöglichkeiten. Allerdings ist die Seilbahn ab Ettenhausen schon länger stillgelegt. Folglich begegnet man dort oben nur mehr Personen, welche die Aufstiegsmühen nicht scheuen.
Ob sich die Stilllegung der Seilbahn auch auf die Gastronomie ausgewirkt hat, kann man nicht sagen. Jedenfalls hat das Hotel Breitenstein für Tagesgäste nicht offen und auch die Wuhrsteinalm ist an den Wochenenden nicht auf. Derr Grafn-Kaser als klassische Brotzeitalm ist ebenfalls geschlossen. Bleibt nur die Wirtsalm, die aber ganz schön weit oben steht.
Schwierigkeit:45.0anstrengend (>40)
Tracklänge:14,1 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:5:10 h*lang (>5 h)
Höhensumme:1042 mgroß (>800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Parkplatz Seilbahn627
Abzw. Haidenholz727 0:221,02
Gschwendalm867 0:231,10
Hotel Breitenstein990 0:200,94
Wuhrsteinalm1149 0:271,15
Wirtsalm Geigelstein1420 0:381,45
Sattel Breitenstein1542 0:250,56
Gipfel Breitenstein1669 0:300,66
Sattel Breitenstein1542 0:260,65
Wirtsalm Geigelstein1420 0:170,52
Wuhrsteinalm1149 0:211,54
Hotel Breitenstein990 0:241,15
Gschwendalm867 0:240,94
Abzw. Haidenholz727 0:111,10
Parkplatz Seilbahn627 0:131,02

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe Chiemgauer Berge, Geigelsteingebiet, westlich von Ettenhausen; Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 10 (1:50000) Chiemsee Chiemgauer Alpen; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Chiemgauer Alpen West, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
22.09.2016; Alleingang. Diese Tour haben am Wandertag vor allem einige wenige, recht ambitionierte Wanderer gemacht, sogar in Kombination von Geigelstein und Breitenstein. Andere Personen sind nur in geringer Zahl höchstens bis zur Wirtsalm gekommen. Es war schönes Bergwetter mit guter Sicht vorhergesagt. Morgens und am späteren Nachmittag stimmte das auch. Aber über die Mittagszeit zogen dann doch recht dunkle Wolken auf und es war richtig kühl. Die Gefahr von Niederschlag bestand jedoch nicht. Störenden Wind gab es kaum, er spielte keine Rolle. Die Sicht konnte man als gut, aber nicht als überragend bezeichnen.
Erreichte Gipfel
Der höchste Punkt dieser Tour liegt auf dem Gipfel des Breitensteins mit 1660 m.
Alm(en), Hütt(en):
Wirtsalm Geigelstein , Wuhrsteinalm, In diesem Tal zwischen den beiden Bergen steht eine Vielzahl von Almen und Kasern u.a. Gschwendalm (870 m), Uhlalm (1000 m), Grafn-Kaser (1100 m), und mehrere weitere Kaser rund um die Wuhrsteinalm (1150 m).
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Geigelsteinbahn Ettenhausen (Gebühr: 2 €); Adresse: Geigelsteinstraße 55, D-83259 Schleching. Koordinaten: N = 47.704105, E = 12.379095; Geographische Daten: N = 47°42'14.8", E = 12°22'44.7"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 303383, N = 5286741; Gauß-Krüger: R-E = 4528557.755, H-N = 5285155.300. Der Wanderparkplatz ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht direkt erreichbar. Dazu wäre ein Anmarsch aus der Ortsmitte von Ettenhausen (etwa 800 m) nötig. Mit Rollstühlen könnte man theoretisch die Wirtsalm erreichen (wenn es nicht zu lang und hoch ist), der Gipfel des Breitensteins ist damit nicht möglich.
Vom Parkplatz geht es in Verlängerung der Anfahrtsstraße geradeaus in den Wald. Nach einem kurzen Stück kommt man über eine Brücke auf eine sehr gute Forststraße, der man bis kurz vor dem Alpenhotel Breitenberg folgt. Dort geht es nach rechts durch eine Weidesperre auf die nunmehr ebenfalls sehr gute Versorgungsstraße über die Wuhrsteinalm bis zur Wirtsalm. Ab der Wirtsalm führt ein steiler Steig zunächst ein kurzes Stück geradeaus, dann nach halblinks hinauf auf den Kamm. Nach dem Zaunüberstieg geht ein anfänglich noch recht guter Kammsteig nach Süden bis zum Wald und wird dann zu einem steilen, rutschigen Pfad, der zuletzt durch Latschengassen zum Gipfel des Breitensteins kommt. An einer Geländekante denkt man, man wäre da, aber es geht noch ein gutes Stück weiter. Der Rückweg erfolgte auf der gleichen Strecke.
Anmerkungen:
Der Breitenstein ist einer der Berge dieser Gegend, der mir in meiner Liste lange noch fehlte. Da ich zudem auf die dort anzutreffenden Einkehrhütten gespannt war, machte ich mich also ab Ettenheim auf den Weg. Es wurde zu einer recht eigenartigen Tour. Der Aufstieg bis zur Wirtsalm verlief gleichmäßig ansteigend ohne Probleme. Der Rest entwickelte sich zu einem Kampf mit der Wegstrecke, die aufgrund der vorangegangenen Niederschläge in den Latschengassen sehr rutschig war und erhöhte Aufmerksamkeit erforderte. Sie ist zumindest an solchen Tagen für unerfahrene oder ängstliche Bergwanderer nicht zu empfehlen. Zudem gab es dann am Gipfel eine leidlich gute Sicht, weil nur ein kleiner Platz frei von Latschen ist. Dominierender Blickfang ist natürlich der Geigelstein mit seinen großen Freiflächen an seiner Ostseite und am Hangfuß, dem Stubeckrücken. Etwas eigenartig ist auch die Situation mit den Möglichkeiten zur Einkehr: das Berghotel ist für Tagesgäste überhaupt nicht geöffnet. Die Wuhrsteinalm ist nur von Montag bis Freitag für Wanderer offen; am Wochenende ist ein Kühlschrank mit Getränken und kleinen Snacks zur Selbstbedienung zugänglich. Der Grafn-Kaser ist seit einiger Zeit auch geschlossen. Bleibt also an den Hauptwandertagen (nämlich am Wochenende) nur die ganz oben liegende Wirtsalm mit ihrem Jausenangebot. Außerhalb der Weidezeit hat sie natürlich ebenfalls zu. Ob die Schließung der Seilbahn zu dieser Konstellation geführt hat, kann man nicht sagen. Eine florierende Wandergegend sieht jedenfalls anders aus. Am großen Parkplatz standen an diesem eigentlich recht guten Tag nur einige wenige Fahrzeuge herum.

Benachbarte Wanderungen

Rudersburg
Rudersburg

Der Rudersburg ist der südlichste Berg einer Kette westlich der Tiroler Achen. Ganz typisch für ihn ist die gewaltige Gipfelkuppe, die von allen Seiten aus gleich aussieht. Es ist ein Grenzberg vom Geigelsteingebiet zum Kaiserwinkl. Lediglich von Nordwesten ist der Gipfel auf einem Pfad zugänglich, der im Gipfelbereich mit "schwarz" eingestuft ist. Nach Süden schließt sich die riesige, freie Almfläche der Naringalm an. Wer bergsicher ist, der kann sich auf diesen Berg freuen, wer ängstlich ist, sollte sich den Aufstieg zum Gipfel sparen.

Schmugglerweg
Schmugglerweg

Schmugglerweg - spannend ist es schon, auf einem Weg zu gehen, den ehemals viele Schmuggler genutzt haben. Man kann sich vorstellen, was sie wohl alles erlebt haben. Hart und gefährlich - vielleicht sogar tödlich - war es bestimmt, die Tücken des Weges musste dagegen niemand fürchten. Ob sie sich an die heute noch ausgewiesenen Öffnungszeiten an der Grenze gehalten haben?

Brennkopf
Brennkopf

Der Brennkopf ist ein recht sanfter Hügel mitten im "Koasawinkl", nördlich vom Walchsee. Er ist aber immerhin so hoch, dass man eine gute Fernsicht von seinem Gipfel in die Gegend ringsum hat mit ihren vielen Almen und Waldstücken. Der Aufstieg beginnt wohl am besten am Sportplatz Winkl. Würde man ihn von Norden her anstreben, wäre das deutlich länger. Auf keinen Fall darf man am Abstieg an der Hitscheralm vorbeigehen. Nein, natürlich dorthin gehen, aber auch einkehren!

Weitlahnerkopf
Weitlahnerkopf

Der Weitlahnerkopf ist ein recht markanter Berg südlich der Kampenwand. Mit ihm beginnt eine Gebirgskette, die über den Geigelstein und Breitenstein in den Kaiserwinkl weitergeht. Die Aufstiege zu ihm hoch sind beide nicht einfach. Aus Norden ist der Pfad sehr steil, aus Süden (ab Ettenhausen) über die Haidenholzalm ist er sehr lang. Der Berg verlangt von seinen Besuchern also eine ordentliche Kondition und andere gute Bergeigenschaften, die er mit einer herrlichen Fernsicht lohnt.

Geigelstein
Geigelstein

Der Geigelstein ist unzweifelhaft der König der südwestlichen Chiemgauer Berge. Geradezu wohlwollend blickt er über die Grenze nach Süden in den Kaiserwinkl. Obwohl er über 1800 m hoch ist, kann man ihn einfach erreichen, allerdings mit langen und deshalb anstrengenden Wegen. Aus dem Priental geht es ab Sachrang oder Innerwald los, aus dem Tiroler Achental ab Ettenhausen. Zudem gibt es noch den Fernwanderweg E4 (Maximiliansweg), der von der Kampenwand kommt. Und etliche Hütten liegen auf diesen Routen auch am Wege.

Wandberg
Wandberg

Der Wandberg ist der obere Rand des ausgedehnten Wandergebietes in nördlichen Kaiserwinkl, also im Grenzbereich zu Bayern. Er ist einfach zu gehen, aber nur auf längeren Strecken zu erreichen. Von seinem Gipfel aus ist der Kaiserwinkl so gut zu überschauen, wie kaum von einem andern Platz aus. Außerdem gibt es in seiner Nähe mit der Burgeralm, der Wandberghütte zwei recht leistungsfähige Einkehrmöglichkeiten. Und weiter westlich liegt auch noch die Wildbichlalm am Weg.

Bilder zur Wanderung

Blick vom Kamm zwischen Breitenstein und Geigelstein zurück in das breite Tal. Ein guter Versorgungsweg macht den Aufstieg bis zur Wirtsalm (links) sehr einfach. Prägend sind die riesigen Freiflächen am Südhang und am Fuß des Geigelsteins.

Mächtig und erhaben steht der da, der Geigelstein mit seiner gleichmäßigen Pyramidenform – und natürlich alle andern Berge deutlich überragend.

Dem gegenüber zeigt sich der kleinere, arg zergliederte Breitenstein mit seinen Latschenflächen recht "bockig".

Obwohl das im Stamm zusammengesetzte Gipfelkreuz sehr hoch und massiv ist, ragt es kaum aus den Latschen heraus. Die Almerin der Wirtsalm sagte mir, es wäre eine bewundernswerte Leistung der Bergwachtleute gewesen, die schweren Teile mit Seilen zu ziehen, tragen und schieben, bis der Gipfel erreicht war. Das Gipfelbuch ist leider sehr zerfleddert.

Am Kamm ist der Steig noch recht einfach, dann aber wird er deutlich steiler und schwieriger. Erhöhte Aufmerksamkeit beim Gehen ist oberstes Gebot. Es besteht zwar keine große Absturzgefahr, es genügt ja auch, wenn man unvermittelt mit dem Hintern im Schlamm sitzt.

Die großen Freiflächen zwischen den Bergen bieten etlichen Almen große Weideflächen. Direkt um die Wuhrsteinalm gibt es mehrere Hütten. Im Bild: Giebelseiten der beiden "Huber-Kaser", direkt dahinter der Gasthof Wuhrsteinalm.

Etwas südlich der Wuhrsteinalm steht eine recht gepflegte Hütte, vermutlich der "Lenzing-Kaser", dem Anschein nach ist das ein Haus ohne Weideanteil.

Ein recht stattlicher Bau ist der "Graf´n-Kaser", ebenfalls nahe der Wuhrsteinalm. Eine Internetseite verkündet, dass man von dort aus die Tiere mehrerer Bauern betreut. Allerdings kriegt man von der Sennerin keine Brotzeit mehr, die Hütte ist seit einiger Zeit geschlossen.

Berghotel Breitenstein – das Haus nimmt nur geschlossene Gesellschaften für Seminare und dergleichen auf. Bis zum Hotel kommt man aber erst gar nicht, denn 50 m vorher zweigt der Wanderweg nach rechts über eine Weidesperre ab.

Etwas weiter unten im Tal steht die sehr gepflegte "Gschendalm". Sie hat nur eine recht geringe offene Weidefläche, muss daher wohl mit einem größeren Anteil an Waldweide zurechtkommen.

Auch das ist mir aufgefallen - eine Gedenktafel für Josef Hacker, der als Wilderer 1919 dort erschossen wurde. Es ist mir unverständlich, dass vor gerade mal 100 Jahren noch Menschen getötet wurden, deren "Verbrechen" darin bestand, losgezogen zu sein, um für die ständig hungernde Familie etwas Essbares zu besorgen. Natürlich war das nicht legal. Trotzdem! Dankenswerterweise hatten diese Menschen damals die Achtung des einfachen Volkes und man gedenkt ihrer noch heute.

 

 

 

 

 

 

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