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Haaralmschneid



Haaralmschneid

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 15:04 Uhr

Kurzform
Haaralmschneid - ein spannender, aber unbekannter Berg - so dachte ich. Denkste! Vor allem die einheimischen Berggeher kennen ihn gut und steigen gerne zu ihm auf, obwohl die Strecke durchwegs sehr steil und auch etwas anstrengend ist. Die gut 300 Meter hohe Gipfelflanke ist sogar eine Herausforderung. Im Bild: Haaralmschneid mit der riesigen Weidefläche vom Rechenberg aus gesehen. Das Gipfelkreuz steht links. Die Hütten sind unten verdeckt (Erstwanderung: August 2016; aktualisiert: Mai 2020)

Hintergrundinfo
Ein Berg mit dem Namen "Xschneid" hat einen sehr langgezogenen Rücken (übrigens: der Schneid!). Ein echter Gipfel ragt kaum heraus. Das Gipfelkreuz steht deshalb meist an der höchsten Stelle, von der aus eine gute Fernsicht möglich ist.
Das ist beim Haaralmschneid ganz klassisch der Fall. Etwa 600 Meter lang ist die Kante zwischen dem Ostgipfel und dem etwas höheren Westgipfel. Das Gipfelkreuz steht folglich am Westgipfel. Nach Süden schließt sich eine riesige Almfläche mit gut 300 Meter Höhe an. Das ist natürlich geeignet, um dort Experimente zur Almbewirtschaftung durchzuführen. Eines davon ist die Eindämmung des lästigen Borstgrases, das von den Tieren nicht sehr gerne gefressen wird. Eine weitere Besonderheit ist die Wasserversorgung mittels eines hydraulischen Widders.
Sieben Hütten sehen noch auf dieser Alm. Davon haben fünf mit der Almbewirtschaftung zu tun. Früher waren es bestimmt deutlich mehr. Was die Öffnung als Brotzeithütten für die Wanderer angeht, kennzeichnet diese Alm eine weitere Besonderheit: im jährlichen Wechsel hat immer eine andere geöffnet. Wer dort oben ankommt muss immer erst schauen, wer denn auf hat.
Schwierigkeit:35.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:9,2 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:4:45 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:830 mgroß (>800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Wanderparkplatz Urschlau 764
Forststraße1005 0:43
Hydraulischer Widder1185 0:32
Haaralm Staller-Kaser1325 0:21
Gipfel Haaralmschneid1594 1:08
Haaralm Staller-Kaser1325 0:46
Forststraße1005 0:41
Wanderparkplatz Urschlau 764 0:34

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe Chiemgauer Berge; westlich von Ruhpolding, südlich von Hochgern und Hochfelln. Talort ist Urschlau. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 10 (1:50000), Chiemsee Chiemgauer Alpen; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Chiemgauer Alpen Mitte, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
14.08.2016; Alleingang. Dank der Ferienzeit und des wunderschönen Bergwetters konnte man viele Wanderer treffen. Am Gipfel ließen sich etliche Personen in Biker-Kleidung blicken, der Grund: bis zur Haaralm ist es eine schwere, aber schöne Bikerstrecke, die letzten 300 Meter zum Gipfelschneid muss man allerdings zu Fuß gehen. Es herrsche an diesem Tag ideales Es herrschte an diesem Tag ideales Bergwetter mit strahlendem Sonnenschein. Nur wenige weiße Wolken zierten den blauen Himmel. Eine supergute Fernsicht entlohnte für den Aufstiegsschweiß mit vielen Motiven, die man von dort oben sehen kann.
Erreichte Gipfel
Der höchste Punkt der Tour liegt auf dem Westgipfel des Haaralmschneid bei 1591 m.
Alm(en), Hütt(en):
Haaralm Staller-Kaser, Haaralm Sulzner-Kaser , Auf der Haaralm gibt es insgesamt sieben Kaser, einen Doppelkaser, sowie eine Forsthütte. Mit Ausnahme der Forsthütte öffnen alle Kaser im jährlichen Wechsel zur Bewirtung der Wanderer. Am Parkplatz in Urschlau grüßen einige Bauerhöfe und die Wallfahrtskirche Maria Schnee, erbaut im 30jährigen Krieg.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Urschlau, westlich von Ruhpolding am Ende der öffentlichen Straße. Navi-Adresse: Urschlau 2, 83324 Ruhpolding. Koordinaten: N = 47.72815, E = 12.581872; Geographische Daten: N = 47°43'41.4", E = 12°34'54.7"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 318678, N = 5288918; Gauß-Krüger: R-E = 4543756.193, H-N = 5287923.120. Ausgangspunkt und Aufstieg bis zu den Haaralmen überschneiden sich mit der Wanderung "Röthelmoos" (siehe benachbarte Wanderungen).Die Anfahrt mit dem öffentlichen Bus ist bis Urschlau möglich. Mit Rollstühlen oder Kinderwägen kann man die Strecke nicht bewältigen. Gleichwohl ist die Versorgungsstraße eine sehr gute Biker-Strecke.
Am Ende des Parkplatzes nach rechts an einem Bauernhof vorbei gehen und nach links zuerst ein Stück am Waldrand entlang, dann nach rechts in den Wald aufsteigen. Dort führt ein gleichmäßig steiler, teilweise ausgewaschener bzw. morastiger Pfad bis zu einer guten Forststraße. Auf dieser geht es ein kurzes Stück weiter nach links, ehe der Versorgungsweg nach rechts abzweigt. Es geht weiterhin sehr steil bergauf bis zu den Haaralmen. Dort führen dann verschiedene, kaum sichtbare Pfade über die steile Flanke zum Gipfelkreuz. Der wichtigste und am ehesten als solcher erkennbar, geht auf der westlichen Hälfte hoch. Ich habe nach dem Besuch des Gipfelkreuzes versucht, den Übergang zum Gröhrkopf zu finden und bin deshalb zunächst nach Westen, entlang des Zaunes, weglos abgestiegen. Auf der Hälfte der Flanke habe ich mein Vorhaben aufgeben und kehrte zurück zur Hütte. Von da ab ging es dann auf dem Aufstiegsweg wieder zurück zum Parkplatz.
Anmerkungen:
Die Haaralm ist eine "Berechtigungsalm", d.h. Eigentümer der Flächen ist der Freistaat Bayern; die Bauern haben dort ein uraltes Recht, Vieh aufzutreiben ("zu bestossen") und Hütten zum Schutz der Tiere und des Almpersonals zu errichten, die ihr Eigentum sind. Das Gegenbeispiel wären Eigentümeralmen bei denen auch der Grund und Boden im Eigentum eines Bauern ist. Ein besonderes Merkmal der Haaralm sind die Weideflächen, die auf einem Südhang direkt unter dem Gipfelschneid liegen. Bei solchen Flächen beginnt der Aufwuchs recht früh, aber die Wasserversorgung - eines der wichtigsten Merkmale der Almwirtschaft - ist ein Problem. Verständlicherweise sprudeln Wasserquellen erst deutlich unter dem Gipfel. Um auch weiterhin diese Almflächen offen zu halten, wurde in einem Projekt die Wasserversorgung verbessert. Dazu pumpt man Wasser mittels eines "hydraulischen Widders" in einen hoch gelegenen Behälter und speist von dort aus etliche Tränkstellen und vor allem auch die Hütten selbst. Damit ist es möglich, mit der Beweidung sehr früh zu beginnen, wenn das lästige Borstgras noch von den Tieren gefressen wird. Bei späterer Nutzung würden sie es meiden. Die Folge davon wäre eine Sekundärbesiedlung mit Stauden und Gebüsch und letztlich der Übergang zum Wald. Das ist aber weder im Sinne einer ordnungsgemäßen Almnutzung, noch im Sinne des Tourismus. Sachgemäße Nutzung und Pflege der Flächen und der landschaftstypischen Hütten ist als Daueraufgabe nötig. Man kann den Nutzern auf der Haaralm bestätigen, dass sie das vorbildlich machen. Und siehe da, Berg und Almhütten erfreuen sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit und werden gerne besucht.

Benachbarte Wanderungen

Weisse Achen-Tal
Weisse Achen-Tal

Das "Weisse-Achen-Tal" trennt den Hochgern vom Hochfelln. Durch das steile Tal mit dem wilden Fluss geht der Ostaufstieg zum Hochgern oder in Richtung Eschelmoosalm und im weiteren sogar nach Urschlau oder zur Röthelmoosalm. Knapp unter dem Hochgern liegt die Bischofsfellnalm und ein Stück tiefer die Hinteralm. Beide lassen sich mit einer kleinen Runde verbinden. Ein Gipfel im klassischen Sinne steht nicht auf dieser Tour. Aber das muss ja nicht jedes Mal so sein.

Gröhrkopf
Gröhrkopf

Der Gröhrkopf ist ein weitgehend unscheinbarer, unbekannter Gipfel südlich des Hochgern. Zufällig verlaufen tut sich dorthin bestimmt keiner. Er wird vielmehr ganz gezielt von Wanderern angesteuert, die ein etwas ruppiger, anstrengender Weg nicht stört für den man Trittsicherheit braucht. Alle anderen bleiben beim Anblick der steilen Südflanke mit Sicherheit auf der Nesslauer Alm zurück. Der Weg ab dem Freizeitpark Ruhpolding hat sich auch so gelohnt.

Jochbergalmen-Runde
Jochbergalmen-Runde

Drei Kaser sind es, die zu den Jochbergalmen zählen, allesamt als Brotzeitalmen genutzt: Mesnerkaser, Bachmannkaser und Auerkaser. Östlich von Unterwössen stehen sie in unmittelbarer Nähe zueinander, südlich des Hochgerns. Der einfachste Aufstieg geht durch das Kaltenbachtal, den man zu einer Runde mit Abstieg über die Rechenbergalm ausweiten kann. Sofern noch Bedarf besteht, wartet das "Dampfschiff", ein recht exponierter Felsen, auch noch auf einen Besuch.

Almentour Bründling
Almentour Bründling

Bründling - das ist die mächtige Ostflanke des Hochfellns. Eine Vielzahl von Almen und Einkehrhäusern ist dort angesiedelt, von der Steinbergalm über die Gleichenbergalm bis zum Hochfellnhaus und auch die drei Almen im zentralen Teil. Man kann nicht alle auf einer Wanderung besuchen. Wenn man den ersten Teil schon in der Wanderung "Hochfelln" erreicht hat, bedarf es für die zweite Wanderung eines anderen Namens. Und der ist dann schnell gefunden: "Almentour Bründling". Denn zur Bründlingalm zählen unmittelbar drei Hütten: Bründlingalm, Öder-Kaser, Bachmann-Kaser.

Röthelmoos
Röthelmoos

Die Röthelmoos, resp. Röthelmoosalm ist ein riesiger Bergkessel in den Chiemgauer Bergen, nördlich des Weitsees, westlich von Ruhpolding. Sie ist von vielen Seiten mit Wanderrouten zugänglich und mit umliegenden Zielen recht gut zu verbinden. Im beschriebenen Fall geht die Route zunächst hinauf zur Haaralm und dann über die Langerbauern-Alm und die Dandlalm wieder zurück nach Urschlau. Ein Berggipfel ist nicht dabei, dazu müsste man die Strecke deutlich abändern.

Hochfelln
Hochfelln

Hochfelln und Hochgern, das sind neben der Kampenwand die drei bekanntesten Gipfel der Chiemgauer Berge. Den Hochgern muss man in jedem Falle zu Fuß hochgehen, denn er hat keine Seilbahn, die anderen beiden schon. Wer auf sich hält, der geht auch den Hochfelln hinauf, zumindest ab der Steinbergalm. Unten, unterwegs, und auch oben warten dann Einkehrmöglichkeiten. Falls sich eine Gruppe mit Fußkranken aufgemacht hat, besteht für sie in der Mittelstation die Möglichkeit zum Einsteigen in die Seilbahn. Oben trifft man sich dann wieder.

Bilder zur Wanderung

Aus der Nähe kann man das Ausmaß der riesigen Almfläche gut erkennen mit den fast 300 Höhenmetern bis zum Kamm. Die Tiere oder Personen, die dort unterwegs sind, sieht man nur als kleine Punkte.

Gipfelkreuz am westlichsten Punkt des Kammes mit einigen Personen. Es findet sich ein sehr gepflegtes Gipfelbuch, das überraschend viele Einträge aufweist. Die Rundum-Fernsicht ist phantastisch, z.B. nach Osten in Richtung Ruhpolding.

Blick nach unten auf die Gebäude der Haaralm. Es sind sechs Einzelkaser, ein Doppelkaser und ein Forstgebäude. Oben links im Hintergrund sind Teile der wesentlich tiefer liegenden Röthelmoosalm zu sehen.

Staller-Kaser, die Hütte, die 2016 mit der Bewirtung an der Reihe ist. Sie wie auch die anderen Hütten sind alle baulich typische Almgebäude in gutem Renovierungszustand.

Aufstiegsweg von der Hütte zum Gipfel. Stellenweise ist der Pfad gut zu erkennen, an anderen Stellen muss man weglos durch das Gelände. Absturzgefahren bestehen nicht. Aber bei nassem Boden kann man leicht ausrutschen und arg unangenehm auf dem Hintern sitzen.

Fernsicht ist rundum möglich. Abgesehen vom Blick nach Norden zu den "Chiemgauzwillingen" Hochgern und Hochfelln richtet sich der Blick nach Süden. Im Bild: Gurnwandkopf (links) und Hörndlwand; im Hintergrund sind die Loferer Steinberge zu erkennen.

Etwas weiter nach Westen schließt sich das Kaisergebirge mit Wildem (links) und Zahmem Kaiser an. Dazwischen kann man bei guter Sicht sogar den Großglockner und Großvenediger sehen.

Als "Nachbarberg" zeigt sich der Rechenberg mit seinem berühmten "Dampfschiff", einer herausragenden Felsnadel, welche die Form eines Schiffsbuges hat.

Wasser gibt es reichlich; das Gebiet ist für seine steilen, wasserführenden Täler und viele kleine Wasserfälle bekannt. Aber das Wasser ist in diesem Fall erst deutlich unterhalb der Weideflächen verfügbar.

Widder-Häuschen am Aufstieg zur Haaralm. Um das benötigte Wasser auf die Weideflächen und zu den Hütten zu bringen, muss man es hochpumpen. Dazu bedient man sich der einfachen, robusten und genialen Technik des "hydraulischen Widders". Dabei ist es möglich, einen Teil des Wassers der Wasserzuführung ohne weitere Energie auf eine deutlich größere Höhe zu pumpen, von der es kommt. Dieses Projekt zur Sicherung der Almwirtschaft wird vom Land gefördert mit entsprechender Erfassung und Auswertung der Daten.

Urschlau ist ein kleiner Ort am Ende des Tales, bekannt durch einige schöne Bauernhöfe. Falls es dort die Möglichkeit für Ferienwohnungen oder Urlaub auf dem Bauernhof gäbe, wäre das natürlich ideal. Ich bin mir aber nicht sicher.

Zentrum des kleinen Ortes Urchlau ist mit Sicherheit die Wallfahrtskirche "Maria Schnee". Ein großer Bauer hat sie im 30jährigen Krieg erbauen lassen.

 

 

 

 

 

 

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