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Kroatensteig



Kroatensteig

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 15:06 Uhr

Kurzform
Kroatensteig, auch Tollpatschenweg genannt - eine einfache Wanderung auf einem historischen Pfad im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol über die "Rauhe Nadel" zwischen Schleching und Taubensee (Kössen). Es war schon immer eine "Ausweichroute" für Personen, die nicht auf ordentlichen Straßen gehen konnten oder wollten. Vermutlich nutzten diesen Weg vor allem Personen aus östlichen Ländern, denn der Begriff "Tollpatsch" kommt aus dem Ungarischen. Im Bild: etwas heikle Stellen auf dem Bergpfad durch den Wald sind mit Seilen gut gesichert (Erstwanderung: August 2015; aktualisiert: Mai 2020)

Hintergrundinfo
Der Kroatensteig ist ein historischer Pfad zwischen Schleching Ost und dem Taubensee bzw. er geht dann weiter nach Kössen. Es ist somit eine zweite Strecke zu dem etwas kürzeren und wohl auch besser bewachten "Schmugglerweg" entlang der Tiroler Achen entstanden. Wie es scheint, nutzten aber nicht nur brave Schmuggler diese Route, sondern auch Diebe, Gauner und andere Ganoven.
Heute ist der Weg eine recht gut begehbare Wanderroute ohne besondere Schwierigkeiten. Einige wenige kritische Stellen sind mit Seilsicherungen entschärft. Die Bergauf-Bergab-Passagen halten sich in Grenzen. Dafür warten dann an jeder Seite jeweils eine ordentliche Einkehrmöglichkeit: auf bayerischer Seite die Chiemhauser Alm, auf Tiroler Seite die Taubenseehütte. Und wer unbedingt baden möchte: auch das geht im Taubensee, durch dessen Mitte die Grenze verläuft.
Schwierigkeit:34.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:15,9 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:3:50 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:590 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Wanderparkplatz Streichen764
Abzw. zur Petereralm866 0:24
Beginn Kroatensteig1002 0:35
Sattel Rauhe Nadel1220 0:31
Taubensee1160 0:12
Taubenseehütte1165 0:11
Sattel Rauhe Nadel1220 0:12
Beginn Kroatensteig1002 0:26
Chiemhauser Alm1019 0:05
Petereralm867 0:15
Bäckeralm735 0:28
Berggasthof Streichen785 0:17
Wanderparkplatz Streichen764 0:14

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe Chiemgauer Berge. Die Strecke liegt auf dem Übergang von Schleching Ost in den Kaiserwinkl in Höhe der Rauhe Nadel. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 10 (1:50000) Chiemsee Chiemgauer Alpen; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Chiemgauer Alpen Mitte, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
06.08.2015; Tassilo hat mich auf dieser Tour begleitet. Da Ferienzeit war und schönes Wetter herrschte, konnte man auf allen Streckenteilen viele Wanderer antreffen, ganz besonders natürlich rund um den Taubensee, den etliche für ein kurzes Bad genutzt haben. Ebenso waren die Einkehrhütten alle gut besetzt. Es herrschte ein ausgeprägtes Hochdruckwetter mit strahlend blauem Himmel und guter Fernsicht. Der Blick nach Westen zu Geigelstein und Co. machte sofort Lust auf weitere Tourenziele. Die Temperaturen waren in Waldpassagen noch erträglich, außerhalb aber konnte man durchaus von großer Hitze sprechen, die den Wanderaktivitäten aber keinen Abbruch tat.
Erreichte Gipfel
Ein klassischer Gipfel wird auf dieser Tour nicht erreicht. Die höchste Stelle liegt mit 1220 m auf dem Sattel der "Rauhe Nadel" kurz vor der Grenze auf bayerischem Gebiet.
Alm(en), Hütt(en):
Chiemhauser Alm , Bäckeralm (Schleching), Berggasthof Streichen , Taubenseehütte , Es liegen etliche andere Almen auf dem Weg, insbesondere die Petereralm (867 m), die Donaueralm ( 991 m) und die Wallfahrtskirche Streichen (795 m).
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Streichen, zweiter Platz, am Ende der öffentlichen Straße (Gebühr: 2 €); Adresse: Streichen 1, 83259 Schleching. Koordinaten: N = 47.704230, E = 12.404202; Geographische Daten: N = 47°42'15.2", E = 12°24'15.1"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 305267, N = 5286691.Gauß-Krüger: R-E = 4530441.979, H-N = 5285178.725. Eine Anreise mit ÖPNV ist nicht direkt möglich. Die nächste Haltestelle für einen Bus befindet sich an der Abzweigung von der B 307 in Wagrain. Das erfordert eine Verlängerung der Strecke in Form eines Aufstieges um 1,5 km (einfach) und rund 200 Höhenmeter. Mit Rollstühlen oder Kinderwägen ist die Tour nicht zu bewältigen. Lediglich der Berggasthof Streichen mit der Wallfahrtskirche wäre damit erreichbar, wiewohl es dafür bestimmt Ausnahmeregelungen für die Zufahrt gibt.
Vom Parkplatz aus geht es geradeaus weiter auf der gut ausgeschilderten Strecke entlang. Kurz nach dem Start zweigt man links ab, später noch einmal links in Richtung Petereralm. Über die Wiese, an der Alm vorbei und an der Einmündung auf die Versorgungsstraße nach rechts bergauf durch den Wald. Auf der Straße bleiben, an der Donaueralm vorbei bis kurz nach der Abzweigung zur Chiemhauser Alm. Die Alm lassen wir erst mal links liegen. Auf dem Rückweg ist dann noch Zeit zur Einkehr. Mit einer Abzweigung nach rechts beginnt der Kernteil des Kroatensteigs, der über den Kamm geht und auf den Querweg zwischen Taubensee und Taubenseehütte mündet. Es folgt ein kurzer Besuch am Taubensee und Einkehr in der Taubenseehütte. Dann machen wir uns gestärkt wieder auf den Rückweg und kwehren auf der Chiemhauser Alm ein. Nunmehr folgt der Abstieg auf dem Aufstiegsweg bis zur Einmündung auf die Forststraße unterhalb der Petereralm. Dort geht der weitere Weg nach links und zweigt später auf einen Steig ab, der direkt zur Bäckeralm führt. An der Alm in das Flussbett nach rechts weiter absteigen und anschließend Aufstieg direkt zur Wallfahrtskapelle. Kapelle und Gasthaus sind nur wenige Meter voneinander entfernt. Ab dem Gasthaus gehen wir auf der gesperrten Straße zurück zum Parkplatz.
Anmerkungen:
Das Tal der Tiroler Achen ist ein alter Handelsweg von Italien nach Bayern. Eine Engstelle für die "Säumer" war die Pforte bei Klobenstein, auch heute noch Grenze zwischen Bayern und Tirol. Im Zuge des 30jährigen Krieges wurde die Grenze bei Klobenstein blockiert und der Warenaustausch unterbunden. Vermutlich hat sich das auch später noch wiederholt. Dadurch entwickelte sich der Schmugglerweg zwischen Ettenhausen und Kössen (siehe benachbarte Wanderungen). Später nutzten dann Plünderer (Kroaten, Tollpatsche, Panduren) eine wenig entfernte Route vom östlich liegenden Taubensee als Ausweichstrecke über den Kamm der "Rauhe Nadel" nach Schleching für ihre Raubzüge. Heute ist diese Strecke eine Wanderroute, die zwar im Grund noch die Beschwerlichkeiten einer damaligen Überquerung zeigt, aber auch erkennen lässt, dass keine andere Route günstiger war. Diese "historische Strecke" ist Grund genug sie zu gehen und mit einem Besuch von Einkehrhütten nördlich und südlich der Grenze zu verbinden. Mit einem kleinen Umweg sind dann auch noch die Bäckeralm und Streichen mit der Wallfahrtskirche und dem Berggasthof zu erreichen.

Benachbarte Wanderungen

Rudersburg
Rudersburg

Der Rudersburg ist der südlichste Berg einer Kette westlich der Tiroler Achen. Ganz typisch für ihn ist die gewaltige Gipfelkuppe, die von allen Seiten aus gleich aussieht. Es ist ein Grenzberg vom Geigelsteingebiet zum Kaiserwinkl. Lediglich von Nordwesten ist der Gipfel auf einem Pfad zugänglich, der im Gipfelbereich mit "schwarz" eingestuft ist. Nach Süden schließt sich die riesige, freie Almfläche der Naringalm an. Wer bergsicher ist, der kann sich auf diesen Berg freuen, wer ängstlich ist, sollte sich den Aufstieg zum Gipfel sparen.

Schmugglerweg
Schmugglerweg

Schmugglerweg - spannend ist es schon, auf einem Weg zu gehen, den ehemals viele Schmuggler genutzt haben. Man kann sich vorstellen, was sie wohl alles erlebt haben. Hart und gefährlich - vielleicht sogar tödlich - war es bestimmt, die Tücken des Weges musste dagegen niemand fürchten. Ob sie sich an die heute noch ausgewiesenen Öffnungszeiten an der Grenze gehalten haben?

Breitenstein Chiemgau
Breitenstein Chiemgau

Der Breitenstein im Chiemgau ist der südliche Nachbar des berühmten Geigelstein. Er steht damit unzweifelhaft in dessen Schatten. Vom Aussehen und auch von den Wandersteigen her, ist er etwas ruppig. Da er niedriger ist als sein Nachbar, zieht er all diejenigen Wanderer aus Ettenhausen kommend an, die nicht so ganz konditionsstark sind. Als Grenzberg zu Tirol bietet er eine sehr gute Fernsicht. Einkehren kann man auf der Wuhrsteinalm und auf der "Wirtsalm am Geigelstein" - auch diesen Namen gibt es zweimal.

Almentour Kössen
Almentour Kössen

Östlich der Tiroler Achen und nördlich von Kössen liegt ein ausgedehntes Wandergebiet für technisch einfache Touren. Es reicht bis hinauf zum Taubensee. Tirol macht dort ein richtiges Eck hinein nach Bayern. Viele Almen und Hütten, sowohl mit Einkehr (Mühlbergalm, Taubenseehütte, Frankenalm, Rinderbrachalm), als auch ohne, liegen verstreut in der abwechslungsreichen Landschaft. Man muss sich trauen, auch mal ein Stück auf einem unscheinbaren Weg zu gehen, der nicht mit neuen Wegweisern ausgewiesen ist.

Sonnwendköpfl (Kaiserwinkel)
Sonnwendköpfl (Kaiserwinkel)

Das Sonnwendköpfl ist ein Grenzberg zwischen Bayern und Tirol, östlich des Taubensees. Kaum jemand kennt diesen Namen. Am besten frägt man nach dem Pittenharter Kreuz, das auf seinem Gipfel steht. Aber es ist ein Ort, der eine sehr gute Fernsicht nach Süden hat und wird wohl auch deshalb als Ort für ein Sonnwendfeuer genutzt, der Name bestätigt das. Erreichbar ist dieses Ziel entweder aus Tirol über den Taubensee oder aus Reit im Winkl (Birnbach) über die Hutzenalm und Stoibenmöseralm. Zudem gibt es noch eine direkte Verbindung ab Mühlberg über die Rinderbrachalm und Frankenalm. Damit sind auch die vielen Einkehrmöglichkeiten genannt, auf die man bei einer Tour dorthin treffen kann.

Weitlahnerkopf
Weitlahnerkopf

Der Weitlahnerkopf ist ein recht markanter Berg südlich der Kampenwand. Mit ihm beginnt eine Gebirgskette, die über den Geigelstein und Breitenstein in den Kaiserwinkl weitergeht. Die Aufstiege zu ihm hoch sind beide nicht einfach. Aus Norden ist der Pfad sehr steil, aus Süden (ab Ettenhausen) über die Haidenholzalm ist er sehr lang. Der Berg verlangt von seinen Besuchern also eine ordentliche Kondition und andere gute Bergeigenschaften, die er mit einer herrlichen Fernsicht lohnt.

Bilder zur Wanderung

Petereralm, das erste Zwischenziel am Aufstieg nach dem Parkplatz. Der Pfad führt direkt an der Hütte vorbei. Etwas ungewohnt ist der Eingang an der nördlichen Giebelseite und ebenfalls die Außentreppe in das Obergeschoß. Zur Bewirtung von Wandergästen hat sie nicht auf, ist aber bestoßen.

Weiter oben öffnet sich nach einer kurzen Waldpassage die Landschaft. Es geht an der Donaueralm vorbei zur Chiemhauser Alm. Sämtliche Almen in diesem Gebiet werden noch genutzt und sind deshalb in einem guten Pflegezustand.

Blick nach Westen, dort thront der Geigelstein, unbestritten der König in diesem Teil der Chiemgauer Berge. Links davon liegt sein Nachbar, der Breitenstein, dazwischen das Gelände der Wuhrsteinalm. Oben liegt die Wirtsalm, unten ist noch das Berghotel Breitenstein zu erkennen.

Blick über Schleching zur Kampenwand. Schleching liegt nicht auf der Rückseite, sondern auf der "Sonnenseite der Kampenwand". Deutlich besser touristisch erschlossen ist allerdings die Nordseite. Rechts ist die Hochplatte zu sehen.

Rudersburg, ein Grenzberg westlich des Achentals mit der Tiroler Karalm (rechts, wäre ein weiteres, lohnendes Wanderziel). Nachtrag: Zwischenzeitlich hat dieser ganz besondere Berg in meiner Liste einen Hacken für erledigt.

Streichen - ein berühmter Ort mit einer bekannten Wallfahrtskirche und einem dafür passenden Gasthof. Die Pilgerer verbinden auf den Wallfahrten diesen Ort mit Klobenstein. Zwei Kirchen, zwei Wirthäuser und eine beschwerliche Strecke. Da braucht es schon eine ordentliche Kondition. Auf unserer Wanderung war dieser Ort die letzte Station.

Spätgotische Wallfahrtskirche St. Servatius auf dem Streichen, genannt "Streichenkapelle"; ein Kirchlein zwischen Himmel und Erde mit Blick zu zahlreichen Bergen. Der Eingang in den Vorraum ist meist offen.

Berggasthof Streichen, das ehemalige Mesnerhaus zur Kirche. Die Größe dieses Hauses zeigt, wie sehr damals kirchliche Einrichtungen und das Drumherum das Leben dominiert haben.

Taubenseehütte mit dem Grenzberg "Rauhe-Kopf-Nadel" im Hintergrund. Die leistungsfähige Hütte hat in der letzten Zeit ihr Erscheinungsbild durch das Stutzen von störenden Bäumen sehr positiv verändert.

Im idyllischen Taubensee gibt es Wassernixen, hat mir jemand auf einer Wanderung in dieser Gegend gesagt. Mehrmals habe ich schon danach Ausschau gehalten, diesmal hat sich eine gezeigt. Urplötzlich war sie da und wenig später auch schon wieder verschwunden.

 

 

 

 

 

 

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