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Almen und Berge

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Wanderungen

Röthelmoos



Röthelmoos

Zuletzt aktualisiert: 19.07.2022, 17:25 Uhr

Kurzform
Röthelmoos und Haaralm - eigentlich sind es zwei getrennte Wanderrouten am Stück westlich von Ruhpolding mit Start in Urschlau. Von der Länge her lassen sie sich aber recht gut verbinden. Die Röthelmoos ist eine bekannte Hochfläche westlich von Ruhpolding, teils Weideland, aber auch Sumpfgebiete. Die Haaralm ist das Gegenteil davon: eine riesige Bergflanke nördlich liegend mit etlichen Almhütten. Ein klassischer Berggipfel ist auf der Wanderung nicht dabei, dafür drei Almen jeweils mit Einkehr. Im Bild: Almfläche der Röthelmoos mit Blick nach Westen; rechts Langerbauer Alm. Im Hintergrund sind die drei westlich abschließenden Berge zu sehen (v.l.), der Hochscharten, der Rachelspitz und der Rehwaldkopf (Erstwanderung: September 2014; aktualisiert: März 2021)

Hintergrundinfo
Die "Röthelmoos" oder Röthelmoosalm ist eine Hochfläche westlich von Ruhpolding in den Chiemgauer Bergen. Sie liegt im Mittel knapp 900 Meter hoch und hat eine Gesamtfläche von fast 1000 Hektar, aufgeteilt in Weideflächen, Wald und Moorgebiete. Sie ist eingerahmt von folgenden Bergen: Gurnwand und Hörndlwand im Südosten, Sulzgrabenkopf im Osten, Gründberg im Norden, Rehwaldkopf, Rachelspitz und Hochscharten im Westen. Öffentliche Zufahrten gibt es nicht. Eine recht gute Versorgungsstraße führt aber von Urschlau kommend aus Norden zu dieser Fläche. Wanderzugänge sind aus allen vier Himmelsrichtungen möglich, am bedeutendsten ist wohl der Aufstieg vom Weitsee durch das Tal des großen Wappbaches. Die Röthelmoos entwässert aber in der Hauptsache nach Norden in die Urschlauer Ache.
Es ist ungewohnt, einen Blick über diese fast ebene Hochfläche mit ihrem unterschiedlichen Bewuchs zu werfen und das mitten im Gebirge. Aber auch das sind Eindrücke von den Alpen und bestimmt nicht die schlechtesten. Üblicherweise stehen Almen am mehr oder weniger steilen Berghang, dort stehen sie so quasi in der Ebene. Zwei davon haben zur Bewirtung von Wanderern geöffnet: der Langerbauer im Westen, die Dandlalm im östlichen Teil.
Schwierigkeit:37.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:14,5 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:4:20 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:730 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Parkplatz Urschlau764
Forststraße Abzw. Haaralm1005 0:48
Haaralm Sulzner-Kaser1294 0:45
Einmü. auf Forststraße1005 0:22
Brücke Urschlauer Ache780 0:34
Langerbauer Alm875 0:27
Dandlalm880 0:10
Sattel zur Hörndlalm960 0:33
Brücke Kieswerk770 0:25
Parkplatz Urschlau764 0:06

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Ruhpoldinger Berge. Urschlauer Forst, nördlich der Gruppe Gurnwandkopf/Hörndlwand mit Umrundung des Naturschutzgebietes Gründberg. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 10 "Chiemsee, Chiemgauer Alpen"; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, "CVhiemgauer Alpen Mitte", bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro oder TOPO Deutschland, V7 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
08.09.2014; Diese Doppeltour ging ich alleine. Auf allen Streckenteilen konnte ich viele Wanderer treffen. Auf der Röthelmoosalm gab es zusätzlich etliche Radfahrer (Normal, Mountainbike und E-Bike) die offenbar die sehr guten Forststraßen als Runde von Ruhpolding über den Weitsee, die Röthelmoosalm und Urschlau zurück nach Ruhpolding nutzen. Sie tummelten sich natürlich auch an den beiden Einkehrhütten. Es herrschte schönes, spätsommerliches Wetter. Morgens war es etwas kühl, aber die Temperaturen stiegen recht bald an. Nachmittags bildeten sich einige Wolken, die aber keinerlei Schauerrisiko bedeuteten. Durch die leichte Schwüle war die Fernsicht nicht besonders gut. Das galt im Besonderen von der Haaralm nach Süden; viele Berge der Zentralalpen wären ansonsten von dort gut zu sehen.
Erreichte Gipfel
Ein Berggipfel wird auf dieser Tour nicht erreicht. Der höchste Punkt dieser Wanderung liegt auf der Haaralm mit knapp 1300 Metern.
Alm(en), Hütt(en):
Haaralm Sulzner-Kaser , Langerbauer Alm , Dandlalm, Auf der Haaralm und auch auf der Rötelmoosalm gibt es etliche weitere Almhütten, private Hütten und ein Forsthaus, die mir aber namentlich nicht bekannt sind. In Urschlau steht neben einem großen Bauernhof ein kleines Kirchlein.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Urschlau, westlich von Ruhpolding am Ende der öffentlichen Straße. Navi-Adresse: Urschlau 2, 83324 Ruhpolding. Koordinaten: N = 47.72815, E = 12.581872; Geographische Daten: N = 47°43'41.4", E = 12°34'54.7"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 318678, N = 5288918; Gauß-Krüger: R-E = 4543756.193, H-N = 5287923.120. Es ist der gleiche Ausgangspunkt für die Wanderung "Haaralmschneid" (siehe benachbarte Wanderungen). Die Anfahrt mit dem öffentlichen Bus ist bis Urschlau möglich. Mit Rollstühlen oder Kinderwägen kann man die Strecke nicht bewältigen. Allerdings könnte man damit auf der Forststraße von Urschlau direkt zur Röthelmoos kommen. Gleichwohl ist die Versorgungsstraße eine sehr gute Biker-Strecke. Allerdings fahren dort auch die großen Holzlaster.
Am Ende des Parkplatzes nach rechts an einem Bauernhof vorbei gehen und nach links in den Wald aufsteigen. Dort führt ein gleichmäßig steiler Pfad bis zu einer guten Forststraße. Auf dieser geht es ein Stück weiter und anschließend zweigt der Versorgungsweg nach rechts ab und geht bergauf bis zu den Haaralmen. Nach der Einkehr im Sulzner-Kaser führt der Weg zurück bis zur Forststraße und auf dieser talwärts nach Westen, vorbei an zwei Abzweigungen und in großem Bogen nach links wieder nach Osten bis zur Abzweigung einer Brücke über den Urschlauer Graben. Von dort geht es bergauf zur weiten Fläche der Röthelmoosalm. Weiter geht es ein paar Meter nach rechts zur Langerbauer Alm. Der anschließende Weg führt nach Osten zur Dandlalm, ebenfalls mit Einkehr. Zur Rückkehr geht es nach Osten bergauf auf der Forststraße in Richtung Hörndlalm und auf einer kleinen Kuppe nach links. Von nun führte die Route in östlicher Richtung bergab durch den Wald, zunächst auf der Forststraße, später auf einem Pfad. Nach Ankunft im engen Flusstal führt der Weg rechts des Baches weiter bis zu einem Kieswerk. Dort kreuzt man den Bach und ist nach kurzer Zeit zurück am Parkplatz. Es sind alles gute Pfade, Versorgungswege und sogar richtige "Forstautobahnen" auf denen man unterwegs ist, mit einer Ausnahme: am Abstieg durch den Wald ist an einer Stelle das Brücklein weg gebrochen; man muss den wasserführenden Graben recht abenteuerlich auf Steinen überqueren.
Anmerkungen:
In erster Line sollte es eine Wanderung zu den Röthelmoosalmen werden. Dann aber schien mir die Strecke zu kurz für eine "vollständige Route" und ich ergänzte um eine weitere Teilroute zur Haaralm. Unterschiedlicher hätten die beiden Teile nicht sein können. Auf der Haaralm die große, hohe Bergflanke des Haaralmschneids mit den steilen Weideflächen auf denen sich die Tiere wie kleine Punkte verteilten; trotz der geringen Höhe besteht Fernsicht zu vielen Gebirgsteilen bis zu den Zentralalpen. Auf der Röthelmoosalm dagegen die weite, fast ebene Moosfläche mit den Büschen. In den tieferen Teilen sah man die Tiere fast nicht mehr, so groß scheint die Fläche zu sein. Die besseren Weiden (teils als Wiesen genutzt) liegen an den Rändern des Kessels. Fernsicht war nur zu den angrenzenden Bergen möglich. Beides ist auf seine Art faszinierend. Besonders erwähnenswert sind weiterhin die tiefen, steilen Flusstäler der Urschlauer Achen und ihrer Nebenflüsse im oberen Teil. Meine Empfehlung: wer etwas längere Routen gehen will, kann es so machen wie ich es gemacht habe. Wer kürzere Strecken bevorzugt, kann die eine oder die andere Teilroute gehen. Obwohl es ein Rundkurs ist, kann man das sehr gut teilen.

Benachbarte Wanderungen

Dürrnbachhorn
Dürrnbachhorn

Dürrnbachhorn - an diesem Gipfel nördlich der Winklmoosalm scheiden sich die Geister. Die ängstlichen Personen gehen zwar bis zum Gipfel und kehren um, die mutigen Personen gehen auf dem Kamm weiter und kommen dann über die Finsterbachalm wieder zurück. Damit war man dann auch noch im Land Salzburg. Viele Einkehrmöglichkeiten säumen den Weg, ganz zu schweigen von den Gaststätten auf der Winklmoosalm selbst.

Gröhrkopf
Gröhrkopf

Der Gröhrkopf ist ein weitgehend unscheinbarer, unbekannter Gipfel südlich des Hochgern. Zufällig verlaufen tut sich dorthin bestimmt keiner. Er wird vielmehr ganz gezielt von Wanderern angesteuert, die ein etwas ruppiger, anstrengender Weg nicht stört für den man Trittsicherheit braucht. Alle anderen bleiben beim Anblick der steilen Südflanke mit Sicherheit auf der Nesslauer Alm zurück. Der Weg ab dem Freizeitpark Ruhpolding hat sich auch so gelohnt.

Haaralmschneid
Haaralmschneid

Der Haaralmschneid ist ein Berg mit einer langgezogenen Gipfelkuppe westlich von Ruhpolding. Der Hauptaufstieg geht von Süden hinauf, Ausgangsort ist Urschlau. Dabei kommt die besondere Herausforderung erst am Ende, denn der Südhang ist eine riesige, steile Weidefläche, die etliche Schweißtropfen kostet. Daneben ist dieses Gebiet auch von Bedeutung, weil dort Untersuchungen zur Weidenutzung laufen und weil das Wasser mit einem besonderen System, einem hydraulischen Widder, hoch gepumpt wird.

Hammerer Graben
Hammerer Graben

Der "Hammerer Graben" ist ein Gebirgsbach östlich von Oberwössen. Immer nahe an seinem Lauf führt ein Wanderpfad nach oben, also durch eine recht romantische Schlucht. Oben angekommen trifft man auf die Feldlahnalm, die fast ganzjährig geöffnet hat (im Winter allerdings nur an den Wochenenden). Da Auf- und Abstieg für viele - zumindest im Sommer - zu wenig sind, lässt sich sehr gut eine Rundwanderung daraus machen, die zur Rechenbergalm hochgeht, ehe es über die Burgau-Alm wieder zurückgeht.

Reitberg
Reitberg

Reitberg - ein unscheinbarer, bewaldeter Gipfel nördlich des Weitsees. Er dient eigentlich nur dazu, eine Wanderrunde über die Gräbenalm zur Pötschalm zu planen. Über seinen langgezogenen Gipfelkamm gibt es zwar noch eine Wegschneise, der Steig selbst findet sich aber nur auf der Karte. In Wirklichkeit muss man sich an den Spuren der Wildschweine orientieren. Für diesen etwas wilden Streckenteil lohnt sich die Einkehr in der Pötschalm allemal.

Unternberg
Unternberg

Der Unternberg ist einer der Ruhpoldinger Hausberge, direkt im Süden. Er ist nicht allzu hoch und außerdem führt eine Seilbahn hinauf. Eigentlich ist das keine Empfehlung für eine "richtige" Wandertour. Aber man kann dieses Ziel ja mit einem weiteren Zwischenziel verbinden und dann wird es richtig spannend. Im Westen liegt nämlich die Branderalm, fast schon bei der Hörndlwand unweit der Röthelmoos. Die Bahn auf den Unternberg wird bei dieser Tour geflissentlich ignoriert.

Bilder zur Wanderung

Weideflächen der Haaralm an der Südflanke des Haaralmschneids. Vormals gab es auf diesem Gelände 14 Hütten, heute sind es noch 5. Vermutlich ist jetzt aber Stabilität eingekehrt; es wird wohl bei dieser Zahl bleiben. Almflächen sind und bleiben eine wichtige Futterquelle für die Bauern.

Eine dieser Hütten ist der "Sulzner-Kaser", gleich die erste Hütte am Beginn des Geländes. Sie hatte in diesem Jahr zur Bewirtung der Wandergäste geöffnet. Die Hängematte braucht der junge Almer an diesem Tag wohl nicht, es gab reichlich Besuch und Nachfrage nach seinen Produkten.

Im Urschlauer Forst westlich von Ruhpolding hat es etliche, sehr tiefe und steile Flusstäler. Das bedeutet, dass es viele kleine Wasserfälle gibt. Auch den Kalbinnen der Haaralm gefällt das Spektakel. Weiter unten wird das Wasser natürlich deutlich mehr.

Die Südfläche des Haaralmschneids ist das Gelände für Fernsichten ins Zentrum der Alpen schlechthin. Allerdings müssen dafür auch die Sichten passen. Am Wandertag hatte ich nicht so viel Glück. Immerhin war der Gurnwand/Hörndl-Stock recht gut zu sehen.

Röthelmoosalm mit Blick von West nach Ost. Im Hintergrund ist der Gurnwandkopf zu sehen. Zusammen mit der Hörndlwand ist das ein recht anspruchsvoller Gebirgsstock. In der Mitte des Kessels sind Moorflächen. Nach links oben verläuft die Straße, die wir am Rückweg gehen.

Andere Richtung, Blick nach Westen: dort stehen der Rachelspitz (links) und der Rehwaldkopf. Sie grenzen die Röthelmoos ab. Zwischen den beiden Bergen durch führt eine Verbindung zur Feldlahnalm und durch den Hammerer Graben nach Unterwössen. Ein Einheimischer erzählte mir, dass ein Besuch auf dem schwer zugänglichen Gipfel des Rachelspitz ein Geheimtipp wäre; geschafft habe ich es noch nicht.

Ein ausgehöhlter Baumstamm mit fließendem Wasser dient als "Kühlstation" für Getränke auf der Dandlalm. Einfacher, zweckmäßiger und kostengünstiger geht es auf einer Alm sicher nicht mehr. Manche Gäste schauten zunächst etwas verwundert über diese Art von Selbstbedienung. Ein kleines Problem mit dem Einschenken von Weißbier bleibt aber, das muss man vorher schon einmal gemacht haben.

Am Aufstieg zur Haaralm fiel mir eine kleine Hütte auf, aus der klopfende Geräusche in schneller Folge kamen. Dass es eine Turbine zur Gewinnung von elektrischem Strom war, das konnte ich ausschließen, obwohl dort aus einem Rohr Wasser kam. Des Rätsels Lösung: es ist ein "Hydraulischer Widder", eine recht raffinierte Technik, um Wasser mit der vorhandenen Wasserkraft auf größere Höhen zu pumpen. Auf der Haaralm ist Wasser kein Luxusgut, so dass es erforderlich wird, ohne elektrischen Strom Wasser hoch zu pumpen.

"Maria-Schnee", ein bemerkenswertes Kirchlein in Urschlau, erbaut im dreißigjährigen Krieg in direkter Nachbarschaft zu einem großen Bauernhof. Ein Besuch lohnt sich, obwohl der Ausdruck "Wallfahrtskirche" übertrieben wäre.

 

 

 

 

 

 

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