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Schwellsteig



Schwellsteig

Zuletzt aktualisiert: 07.07.2022, 15:24 Uhr

Kurzform
Schwellsteig im Böhmerwald - Gemütliches Wandern im Grenzgebiet zwischen Bayern und Böhmen, östlich von Bayerisch Eisenstein. In diesem Gebiet hatte die Nutzung von Wald und Holz schon immer große Bedeutung. Im Bild: ein künstlich angelegter Wasserlauf, der das Wasser zweier Bäche in einen See bündelt und somit (früher) erst den Transport von Scheitholz in Form des Triftens ermöglichte (Erstwanderung: Mai 2018; überarbeitet: Februar 2020)

Hintergrundinfo
Schwellsteig - der Name lässt bereits auf angestautes Wasser schließen. So ist es auch. Auf dieser Wanderung bekommt man einen guten Einblick in die früher so wichtige Holznutzung im Bayerischen Wald, namentlich auf den Abtransport mittels "Triften" in Fließgewässern. Dazu gab es spezielle Becken (Schwellsee, genannt "Klause") mit notfalls künstlich geschaffenen Zuläufen, die etwas abseits fließende, kleinere Bäche zusammenfassten. In diesen Becken oder Weihern sammelten sich das Holz und das Wasser. In einem riesigen Schwall wurde beides dann und wann losgeschickt.
Der Transport von Holz erfolgt heute mit Lastwägen, so denn Holznutzung noch stattfindet. Diese Wandertour liegt allerdings im Naturschutzgebiet, Holz wird dort nicht mehr genutzt. Vielmehr besteht die "Nutzung" in Lehr- und Informationsstationen bzw. Rundwegen, die den Wanderern die Bedeutung von Waldökosystemen vermitteln möchten.
Mit dazu gehörte von Anfang an auch eine "Basisstation" in Form eines Wirtshauses, das den Waldarbeitern zur Verpflegung und als Unterkunft diente. Im konkreten Falle gibt es das Wirtshaus mit dem Namen "Schwellhäusl" natürlich noch. Waldarbeiter und andere Personen, die sich ihren Lebensunterhalt unmittelbar in Wald verdienen, sieht man kaum mehr. Vielmehr sind es Wanderer und Touristen, die in das bekannte und gut florierende Wirtshaus einkehren.
Schwierigkeit:20.0leicht (<27.5)
Tracklänge:8,8 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:3:45 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:217 mgering (0-400 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Parkplatz Brechhäuslau706
Hans-Watzlik-Hain708 0:191,01
Ende Rundgang730 0:170,72
Kleiner Bach806 0:221,09
Abzw. Hochbergsattel846 0:120,55
Überq. 1. Straße876 0:070,28
Überq. 2. Straße799 0:130,57
Schwellhäusl678 0:200,98
Abzw. Schwellsteig705 0:572,85
Parkplatz Brechhäuslau706 0:130,77

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Bayerischer Wald, respektive Böhmerwald. Das Wandergebiet liegt östlich von Bayerisch Eisenstein, westlich des Falkensteins, nahe der Grenze zu Tschechien. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 195, Nördlicher Bayerischer Wald; bzw. GPS Garmin Oregon 600, Deutschland V 7 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
25.05.2018; Renate und ich sind diese Tour zusammen gegangen. Im "Talbereich" zwischen Parkplatz und dem Schwellhäusl haben sich viele Wanderer getummelt. Den Abstecher bergauf in Richtung Hochberg hat kaum jemand gemacht. Im Schwellhäusl war dann richtig Betrieb. Vielleicht scheuten viele das unsichere Wetter und blieben in sicherer Entfernung von Unterständen und Einkehrmöglichkeiten. Das Wetter konnte man als unentschieden zwischen Regen und Sonnenschein bezeichnen. Zwischenzeitlich fielen einige Tropfen, aber da saßen wir in der Hütte. Die Temperaturen entsprachen der Jahreszeit. Im Wald zählt der Mai noch zu den "kalten" Monaten. Die Fernsicht war nicht sehr gut, hatte aber auch keine Bedeutung..
Erreichte Gipfel
Auf dieser Wanderung wird kein klassischer Gipfel erreicht. Der höchste Punkt der Tour lag mit 876 m nahe dem Hochbergsattel an der nördlichsten Stelle der Runde.
Alm(en), Hütt(en):
Schwellhäusl, Zwieseler Waldhaus, Andere Hütten oder sonstige Bauwerke sind auf dieser Tour nicht anzutreffen. Lediglich in der Nähe des Parkplatzes steht das alte Zollhaus und natürlich die übrigen Häuser und Bauten der kleinen Ortschaft.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Brechhäuslau; der Platz selbst liegt etwa 500 Meter westlich der Siedlung im Wald, ist dort aber offiziell ausgewiesen. Adresse: Brechhäuslau, D-94227 Lindberg (Waldhaus Zwiesel). Koordinaten: N = 49.096724, E = 13.237723; Geographische Daten: N = 49°05'48.2", E = 13°14'15.8"; UTM-Daten: Z = 33U, E = 371355, N = 5439704; Gauß-Krüger: R-E = 4590495.930, H-N = 5440679.635. Der Startpunkt ist mit einem öffentlichen Bus zu erreichen (Haltestelle: Zwieseler Waldhaus), der eigentliche Beginn liegt aber ein kleines Stück weiter westlich im Wald. Mit Rollstühlen ist die Strecke nur bedingt zu bewältigen. Das Schwellhäusel ist aber mit solchen Gefährten erreichbar und zwar auf zwei Strecken (nördlich im Wald, bzw. entlang des Baches).
Vom Parkplatz Brechhäuslau geht es ein Stück nach Westen leicht bergab in das Tal der großen Deffernik, jener Bach, der weiter oben angezapft wird und einen Teil seines Wassers nach Westen ableitet. An dieser Kreuzung geht die Route nach rechts bergauf bis zum Beginn des NSG Hans-Watzlik-Hain. Dort nahmen wir den Lehrpfad durch das Gebiet, der weiter westlich wieder auf die Forststraße einmündet. Nun geht es weiter bergauf in Richtung Bayerisch Eisenstein auf dem "Bahnhofsteig" (frag mich nicht, warum der Steig so heißt! Vielleicht weil er schnurgerade zum Bahnhof in Bayerisch Eisensein führt). Nahe dem Hochbergsattel erfolgt eine Abzweigung nach Südwesten in Richtung Schwellhäusl. Aufpassen, den Wegweiser kann man leicht übersehen! Nach der Überquerung zweier Forststraßen erreicht man das Wirtshaus. Südlich des Sees geht es wieder in den Wald und dann immer an dem künstlichen Bach entlang zurück, der sich - vergleichbar mit einem Waal - mit geringem Gefälle an dem Geländerelief entlang windet. Später erfolgt dann noch einmal eine Abzweigung ins Tal, ehe der Weg wieder bergauf zurück zum Parkplatz verläuft.
Anmerkungen:
Die besondere Botschaft dieser einfachen, gemütlichen Wanderstrecke ist die Geschichte der Holztrift über weite Entfernungen, natürlich neben der Darstellung der Waldentwicklung in einem Naturschutzgebiet. Mit Beginn der Industrialisierung stieg der Bedarf an Energie, respektive Brennholz stark an. Das führte dazu, dass man in den waldreichen Gegenden entsprechend abholzte und das Scheitholz in den Bächen "triftete". Ein solches Triftgebiet von kleineren Quellflüssen über den Regen nach Regensburg kann man hier sehen. Startpunkt war immer ein Schwellsee, von dem aus das Holz in einem Schwall losgelassen wurde. Um dafür genügend Wasser zu sichern, hat man notfalls mit künstlichen Zusammenschlüssen von Bächen für mehr Wasser gesorgt.

Benachbarte Wanderungen

Falkenstein
Falkenstein

Großer und kleiner Falkenstein, die östlichen Nachbarn des Arbers im Bayerischen Wald. Beide sind deutlich über 1000 Meter hoch und können in einer Rundwanderung bewältigt werden. Sie stellen das westliche Ende des Nationalparks dar, liegen folglich im Naturschutzgebiet. Aus Norden kommt man recht einfach zum Gipfel, aus Süden ist es deutlich steiler

Riedelstein
Riedelstein

Großer und kleiner Riedelstein - zwei 1000er Gipfel im östlichen Ende des Kaitersberg-Höhenzuges. Weitere Berge dieser Höhe schließen sich nach Westen an. Mit dazu gehören auch ordentliche Kletterfelsen. Eine besondere Attraktion ist das Denkmal für Alexander Schmidt auf dem großen Riedelstein. Er wurde für seine Verdienste zur Organisation des ersten Oktoberfestzugs in München mit dem Namenszusatz "Waldschmidt" geadelt. Auf der Runde bis zur Kötztinger Hütte überquert man noch etliche weitere 1000er Gipfel.

Lusen
Lusen

Lusen - das kahlköpfige Gesicht des Nationalparks Bayerischer Wald. Er und sein bekannter Nachbar, der Rachel sind die Berge der ersten Stunde im Schutzgebiet. Seine unmittelbare Umgebung hat sich wie keine andere durch das Baumsterben infolge des Borkenkäfers arg verändert. Am Gipfel selbst gibt es jedoch keine sterbenden Bäume, dort oben sind und waren von jeher nur Steine. Unweit des Gipfels steht des Lusenschutzhaus, eine recht bekannte Einkehr- und Unterkunftshütte.

Arber
Arber

Arber - das Gesicht des Bayerischen Waldes schlechthin, 1456 m hoch. Es ist der Berg ohne echten Gipfel. Der Sage nach hat der Teufel die Spitze abgerissen und in Richtung Donau geworfen, wo sie heute noch liegt. Natürlich ist der Berg dank der Seilbahn gut frequentiert, sowohl im Winter als auch im Sommer. Als Wanderer findet man aber auch recht ruhige Routen, vor allem aus Westen hoch.

Kaitersberg
Kaitersberg

"Kreuzfelsen am Kaitersberg". Man könnte diese Tour auch mit "Mittag-stein" bezeichnen. Der Räuber Heigl lässt grüßen. Es ist eine durchaus alpine Höhenwanderung im Bayerischen Wald vom westlichsten Punkt aus nach Osten bis zur Kötztinger Hütte, bzw. zum Steinbühler Gesenke. Ausgangspunkt ist das nördlich liegende Hudlach mit dem dortigen Wanderparkplatz.

Brotjacklriegel
Brotjacklriegel

Im Bayerischen Wald gibt es viele 1000er Berge, die meisten davon im hinteren Teil und nahe der Grenze zu Tschechien. Einer davon steht aber ganz vorne nahe Deggendorf, nicht weit von der Donau entfernt. Diese exponierte Lage bedeutet eine hervorragende Fernsicht. Nicht umsonst steht dort auch der bekannte Funksender. Damit es auch noch gemütlich zugeht, hat des Turmbergstüberl als Teil des Aussichtsturmes (nicht des Sendeturmes!) zur Einkehr geöffnet.

Bilder zur Wanderung

Das Höhenprofil dieser Wanderung beginnt mit dem Abstieg in das Flusstal der Deffernik, jener Bach, der einen Teil seines Wassers in die Klause spendet, auch heute noch. Dann beginnt der Aufstieg zum Hans-Watzlik- Hain mit dem Rundgang durch den Wald. Der weitere Aufstieg auf dem Bahnhofsteig hat immer wieder kleine Geländestufen, ebenso der Abstieg zum Schwellhäusel. Auf dem Rückweg entlang des Baches führt der Weg leicht bergauf. Abschließend kommt noch einmal die Durchquerung des Flußtales.

Baumriesen besonderer Art prägten in der Vorzeit das Bild des Bayerischen Waldes, dafür ist er bekannt. Auch heute gibt es sie noch z.B. im Naturschutzgebiet "Hans-Watzlik-Hain", in dem diese 50 Meter hohe Tanne steht.

Wie mächtig solche Bäume werden sieht man erst, wenn man unmittelbar davor steht: die Tanne hat einen Durchmesser von über 2 Metern. Da im Schutzgebiet keine Nutzung erfolgt, wird dieser Baum irgendwann absterben und umfallen. Hinweisschilder warnen ohnehin davor, auf herabfallende Holzstücke und andere Gefahren zu achten.

Natürlich verjüngt sich ein Wald auch in einem Schutzgebiet ohne Zutun des Menschen ständig. Hinten stehen nach alte Bäume, gemischt mit abgestorbenen. Im Vordergrund kommt bereits junger Wald auf. Allerdings hat der junge Wald eine ganz andere botanische Zusammensetzung; eine wirtschaftliche Holz-Nutzung wäre nicht mehr möglich.

Staubecken bzw. Schwellsee nahe dem Schwellhäusl. In solchen künstlich angelegten Becken, auch "Klausen" genannt, sammelte sich das Triftholz, ehe es in bestimmten Abständen im "Schwall" abgelassen wurde. Diese Begriffe der Holztrift kennt man auch genauso in den Alpen. Speziell in diesem Gebiet haben Waldarbeiter aus Tirol Hilfe geleistet, als nach einem gewaltigen Sturmbruch 1870 umfangreiche Aufräumarbeiten nötig wurden.

Natürlich brauchte ein solcher Ort auch eine entsprechende Infrastruktur, vor allem mit Unterkunft und Verpflegung für die hart arbeitenden Männer. Was ist da willkommener, als ein Stein, aus dem das Bier fließt? Die Jagdtrophäen am Giebel des Wirthauses belegen, dass es dort wohl auch öfter Wild zum Essen gab, so wie das heute auch noch der Fall ist.

 

 

 

 

 

 

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