Logo Bergwandern

Almen und Berge

Impressionen aus den Bergen

Wanderungen

Rüfikopf



Rüfikopf

Zuletzt aktualisiert: 07.07.2022, 15:27 Uhr

Kurzform
Rüfikopf - zweitägige Rundwanderung in den Lechtaler Alpen, Arlberggebiet; Grenzbereich zwischen Tirol und Vorarlberg mit dem Talort Lech a. Arlberg. Wandergrund war neben dem Bergerlebnis auch der Besuch etlicher Hütten und Alpen (Almen) durch landwirtschaftliche Fachkräfte im Rahmen einer almwirtschaftlichen Exkursion. Im Bild: Südwestflanke des 2362 Meter hohen Rüfikopfs. Die Bergbahn fährt aus Norden ab Lech bis knapp unter den Gipfel (Erstwanderung: Juli 2014; aktualisiert: März 2020)

Hintergrundinfo
"Rüfikopf" hört sich auf den ersten Blick an, als wäre das ein Berg in der Schweiz. Tatsächlich liegt er aber im Grenzgebiet zwischen Vorarlberg und Tirol. Gleichwohl ist diese Gegend in Sprache und Kultur sehr eng verwandt mit der Schweiz. Dieser Berg bildet - mit vielen anderen zusammen - das bekannte Wintersportgebiet Lech a. Arlberg und Zürs. Diese Gegend ist die Wiege des Wintersports in den Alpen; die Formen der Berge sind dafür ideal geeignet. Lange Zeit hat man auf den Wintersport ganz besonders gesetzt.
Natürlich kann man auch im Sommer dort recht gut wandern. Lech ist seit einigen Jahren dabei, sich auch auf den Sommertourismus einzustellen; Zürs ist dagegen ein reiner "Winterort", im Sommer total verwaist.
Wandern bedeutet dort, auf langen Strecken unterwegs zu sein und große Höhenunterschiede zu überwinden. Da man dabei nur auf wenige Stützpunkte wie Hütten oder bewirtschaftete Almen zurückgreifen kann, ist eine gute Planung ganz wichtige Voraussetzung. Mit einem kundigen Führer bekommt man dann aber sehr spannende Einblicke in Flora und Fauna dieser Berge und ganz besonders auch in deren Bewirtschaftung mit Almvieh, die nach vor eine große Bedeutung hat.
Schwierigkeit:75.0anstrengend (>40)
Tracklänge:22,0 kmlang (>15 km)
Wanderzeit:9:15 h*lang (>5 h)
Höhensumme:1738 mgroß (>800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Talstation Rüfikopf Gondelbahn1440
Bergstation Rüfikopf (Bahnfahrt)2340 0:10
Monzabon See2240 0:17
Monzabon Alpe1979 0:35
Tritt Alpe1940 0:55
Pazüel Alpe1950 0:25
Stuttgarter Hütte2310 1:33
Rauhekopf Scharte2415 0:49
Abzw. zum Wöster Sattel2142 1:38
Obere Wöster Alpe2130 0:23
Wöster Sattel2182 0:20
Täli Alpe1680 0:58
Talstation Rüfikopf Gondelbahn1440 1:12

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Lechtaler Alpen, Untergruppe Arlberggebiet. Talort ist Lech a. Arlberg Das Wandergebiet liegt südlich des Lechs und östlich des Zürser Baches. Karten: AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Arlberggebiet, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
12.07.2014; Es war eine 17-köpfige Wandergruppe, je zur Hälfte aus Kollegen/Innen der Landwirtschaftsverwaltung Baden-Württemberg (VDL) und Mitgliedern der "Alpini-Gruppe" des Alpenvereins Schwaben, Stuttgart (Leitung und Organisation: Wolfgang Arnoldt). Da meine Frau und ich Mitglieder des TAK München (Turner Alpen Kränzchen) sind, war die Mischung komplett. Außer uns sind trotz nicht sehr guten Wetters noch etliche andere Wanderer unterwegs gewesen, vor allem rund um die Monzabon Alpe, am Aufstieg zur Stuttgarter Hütte und am Abstieg vom Wöster Sattel nach Lech. Immerhin ist die Stuttgarter Hütte der Treffpunkt etlicher Routen und damit entsprechend frequentiert. Außerdem trafen wir auf der Hütte einen Mountainbiker. Wie der Mann sein Gerät da hochgebracht hatte, war uns unerklärlich. Uns kam es vor, als wüsste er selbst nicht, warum er das gemacht hat; "fahren" konnte man dort oben jedenfalls nicht. Das Wetter war ein Gemisch aus Wolken und kurzzeitigen Schauern, gelegentlich mit einigen Auflockerungen. Trotz der sommerlichen Jahreszeit herrschten sehr kühle Temperaturen. Während der Wanderzeit am ersten Tag blieb es trocken und in der ersten Hälfte des zweiten Tages auch. Beim abschließenden Abstieg vom Wöster Sattel nach Lech gab es aber mehrfach kurze kräftige Schauer; unsere Regenschutzkleidung tat da gute Dienste. Leider hat uns dieses Wetter die erhofften Fernblicke verwehrt, die man sonst vielfach gehabt hätte.
Erreichte Gipfel
Die Wanderung führte über eine ganze Reihe von Gipfeln und vergleichbaren Stellen wie Sätteln und Kuppen: Rüfikopf (2340 m), Krabachjoch (2253 m), Rauhkopfscharte (2415 m), Bocksbach Sattel (2267 m), Wöster Sattel (2182 m). Der höchste Punkt war die Rauhkopfscharte mit 2415 Meter.
Alm(en), Hütt(en):
Monzabon Alpe, Stuttgarter Hütte, Man kommt auf dieser Tour an vielen, durch Hirten genutzten Alpen vorbei, die meisten sind aber ohne Bewirtung für Wanderer: Tritt Alpe (1940 m), Pazüel Alpe (1950 m), obere Wöster Alpe (2130 m), Täli Alpe (1680 m)
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Rüfikopf-Bergbahn Lech a. Arlberg (verschiedene Parkmöglichkeiten in Lech). Adresse: Dorf 115, Lech, Österreich. Koordinaten: N = 47.208003, E = 10.141979; Geographische Daten: N = 47°12'28.1", E = 10°08'31.1"; UTM-Daten: Z = 32T, E = 586481, N = 5228911; Gauß-Krüger: R-E = 3586592.021, H-N = 5230565.634. Ausgangs- und Endpunkt dieser zweitägigen Rundwanderung liegen an der Talstation der Rüfikopf-Bergbahn, mitten in Lech a. A. Dieser Ort ist natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Mit Rollstühlen ist die Wanderung aber nicht zu bewältigen.
Erster Tag: Fahrt mit der Gondelbahn ab Lech auf den Rüfikopf. Von dort erfolgte der Abstieg nach Süden über den Monzabon-See und die Monzabon Alpe zur Tritt Alpe. Anschließend ging es fast höhengleich nach Osten weiter zur Pazüel Alpe. Von dort führte unser Weg kurz zurück, über den Pazüelbach und dann zum Aufstieg zur Stuttgarter Hütte (Übernachtung). Am zweiten Tag ging unsere Route von der Stuttgarter Hütte nach Norden auf dem "Friedrich-Mayer-Weg" über die Rauhkopfscharte und den Bockbach Sattel zum Wöster Sattel. Es schloss sich ein kurzer Abstieg nach Osten zur oberen Wöster Alpe an. Abschließend ging es zurück zum Wöster Sattel und zum Abstieg zur Täli Alpe. Kurz vor Stubenbach führte unsere Route nach links über den Walkersbach und ein Stück durch den Wald zurück nach Lech. Wandertechnisch handelte es sich um Strecken, die mehrheitlich über 2000 m Höhe liegen. Dementsprechend führte der Weg mehrmals steil bergauf, quer zu Steilflächen und durch Kare wieder bergab. Auch etliche Schneefelder "lagen im Weg". Einzelne Passagen waren sehr nass und teilweise ausgesetzt. Folglich waren Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Die Höhensumme betrug 1738 Meter. Davon fuhren wir 900 Meter mit der Bahn hoch. Alles andere erledigten wir zu Fuß, auch die gesamte Summe bergab. Am ersten Tag kamen wir auf eine Gehzeit von 3:55 Stunden, am zweiten Tag auf 5:20 Stunden.
Anmerkungen:
Es war eine Tour am westlichen Rand der Lechtaler Alpen, Untergruppe Arlberggebiet. Der Gebirgsteil besteht aus unterschiedlich harten Gesteinsformationen: weichere Gesteine sind im Zuge der geologischen Entwicklung schneller verwittert und haben zu gleichmäßigen Hängen geführt; übrig geblieben sind die härteren Gesteine, die in Form sehr steiler und schroffer Bergspitzen überall herausragen. Folgerichtig liegt in diesen Bergen die Wiege der alpinen Skifahrt. Der Grund dafür ist die genannte Geländeausformung mit relativ sanften, aber langen und gleichmäßigen Hängen. Für uns waren mit der Sommerwanderung aber die dort wirtschaftenden Alpen (Almen) von Interesse (siehe auch Anmerkungen zu den Fotos). Sie sind überwiegend mit Galtvieh bestossen, wobei die Tiere mehrmals von niedriger liegenden auf höhere Flächen und zurück wechseln müssen. Der Bestand an Tieren ist insgesamt stabil, wobei man es sich sogar erlauben kann, teilweise Tiere aus dem 200 km entfernten Zillertal oder aus dem Allgäu aufzunehmen. Unsere Gedanken kreisten aber in diesen beiden Tagen auch vielfach um den Wintersport in dieser Region. Die geografische Höhe dieser Gegend ist wohl ein Garant dafür, dass man dort nicht zu den ersten zählt, die wegen permanentem Schneemangel infolge des Klimawandels aufgeben werden.

Benachbarte Wanderungen

Tschachaun
Tschachaun

Der Tschachaun ist ein grüner Berg, auch Blumenberg genannt, in den Lechtaler Alpen, nahe dem Hochtannberg. Trotz mehr als 2300 Meter Höhe ist er deutlich niedriger als alle seine Nachbarn um ihn herum. Spannend macht ihn aber, dass er der Hausberg der Anhalter Hütte ist, die an dem gut frequentierten "Tiroler Adlerweg" (Etappe 18 bzw. 19) liegt. Vermutlich werden aber viele der Fernwanderer zu diesem "Buckel" nicht aufsteigen und ihn den Senioren und den Schafen überlassen.

Bilder zur Wanderung

Grün - Weiß - Grau, das sind die vorherrschenden Farben auf dieser Tour gewesen. Grün, das sind die vielen, geleichmäßig steilen Berghänge mit ihrem frischen Gras. Weiß, das sind die Schneereste, die den ganzen Sommer über in den Erosionsrinnen und an anderen Stellen liegen bleiben. Sie sind sehr oft in gleichmäßigen Rillen in die Hänge eingegraben. Und Grau, naja, das ist einerseits der verwitterte Boden, anderseits sind das aber auch die Wolken, die uns an diesen beiden Tagen begleitet haben.

Monzabon See mit Rüfispitze (links). Typisch sind die schroffen und steilen Bergspitzen an deren Fuß sich lange, gleichmäßige Hänge gebildet haben. Sie sind rasch begrünt, haben aber tiefe Erosionsrinnen, in denen der Schnee oft den ganzen Sommer über liegen bleibt.

Restaurant auf der Bergstation der Rüfikopfbahn. An diesem Sommertag waren außer uns kaum andere Gäste dort anzutreffen. Das gab uns natürlich die Gelegenheit, den Kellner in ein etwas längeres Gespräch über Land und Leute zu verwickeln.

Rauhkopfscharte mit Rauhkopf (links) und Gümplespitze (rechts). Auch an diesem Bild sind die schroffen Spitzen, die gleichmäßigen Geröllfelder und die daran anschließenden Wiesenhänge mit den Erosionsrinnen ganz besonders gut zu erkennen.

Pazüeltal. Letztendlich sind dann die sehr weiten, flachen Täler mit kleinen (und größeren) Bächen entstanden, die als Weideflächen für Tiere genutzt werden, meist Jungrinder und Schafe.

Überquerung eines Schneefeldes. Bergwandern auf über 2000 m bedeutet, dass gelegentlich den ganzen Sommer über Schneefelder anzutreffen sind.

Auch auf einem Sattel kann Schnee liegen, der aber in diesem Fall keine Gefahr bedeutete, sondern Freude ausgelöst hat.

Tritt Alpe. Mit zum Wanderprogramm gehörte auch der Besuch mehrerer Alpen. Die Trittalpe ist der Standort eines Hirten und seiner Ausrüstung. Wichtiger dürfte wohl aber die Bewirtung der Skifahrer sein, die an der dort vorbeiführenden Piste ankommen. Im Sommer ist die Hütte für Gäste geschlossen.

Pazüel Alpe. Eine private, sehr schöne, gepflegte Jagdhütte. Wir hatten das Glück, dort Pause machen zu können und uns mit einem Einheimischen zu treffen. Von ihm bekamen wir viele Informationen in lockerer Runde zur Almwirtschaft, und auch einen Schnaps, das gehört dazu.

Obere Wöster Alpe. Sie ist der Stützpunkt des Hirten, der über 500 Rinder und 200 Schafe betreut. Sie ist nur wenige Wochen im August von ihm, seiner Familie, einem Helfer und zwei Praktikanten genutzt, wenn die Tiere auf dieser Höhe weiden. Die Beaufsichtigung und Versorgung ist also nicht die Sache einer Person, wie wir das in den oberbayerischen Alpen kennen. Vielmehr ist damit eine ganze Familie beschäftigt. Wegen der großen Entfernungen zu Siedlungen kümmert sich der Hirte auch um die Gesundheit seiner Tiere bis hin zu den Aufgaben eines Tierarztes. In der restlichen Weidezeit ziehen Mensch und Tier samt ihrem "Hausstand" auf tiefer liegende Weiden um.

Ein Gipfelkreuz nahe der Wöster Alpe. Solche Orte ziehen die Menschen magisch an. Auch an einem verregneten Tag ist das so, ohne jede Fernsicht. Lange geblieben ist allerdings keiner, aber fast alle waren dort.

Ein wunderbar ausgeformter Sattel am Abstieg von der Bergbahn zum Monzabonsee. Wer bisher nicht genau wusste, was ein "Sattel" ist, bei diesem Anblick wird er das verstehen.

Wolfgang Arnoldt erläutert die Bergflora am Aufstieg zur Stuttgarter Hütte. Edelweiße konnte man in Hülle und Fülle sehen, allerdings zu dieser Jahreszeit noch nicht aufgeblüht. Die Murmeltiere sind sogar eine Plage.

Wandern im Arlberggebiet bedeutet immer, weite Strecken zurückzulegen, das sagte ich schon. Das erfolgt zum großen Teil auf guten, sicheren Pfaden. Nur das Durchqueren von Karen und das Aufsteigen zu Gipfeln, Kuppen und Sätteln erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Dazu zählt ganz besonders auch das Überqueren von Schneefeldern.

Eine Kuh der Rasse Grauvieh sieht etwas überrascht in die Kamera. Sehr oft wird ihr Gleiches wohl noch nicht passiert sein. Sie entschloss sich dann, einfach liegen zu bleiben.

Zürs ist ein reines "Winterdorf". Zur Skisaison beherbergt es Tausende von Skifahrern, im Sommer ist es geschlossen. Der Sommertourismus ist für Zürs unbedeutend. Ob in solchen Dörfern die Zukunft der Wintersaison liegt, darüber hat von uns niemand gesprochen. In Frankreich ist das sogar noch weit extremer der Fall.

Etwas anders ist die Situation in Lech. Lech ist ein Dorf, in dem die Einheimischen wohnen und wo man sich seit einiger Zeit auch um Sommergäste bemüht. Es ist ein wunderschöner gepflegter Ort, der vor einigen Jahren den Wettbewerb zum schönsten Dorf Europas gewonnen hat. In den geöffneten Restaurants und Gasthöfen war es schwer, abends noch einen Platz zum Essen zu finden.

 

 

 

 

 

 

[Impressum] [Webmaster], Letzte Wanderung am 07.09.2023